Hardrock/Heavy Metal
Auf geht’s, die Hatz hat begonnen. Wieder einmal haben die großen Companies den Trend verschlafen und forcieren nun. da sich bereits viele Metal-Indies an jungen Bands gesund verdient haben, ihren Nachholbedarf. Das führt schließlich dazu, daß inzwischen fast jeder gesigned wird, der auch nur eine Gitarre halten kann und vielleicht diese zwei Begriffe einwandfrei buchstabieren kann: Hardrock und Heavy Metal.
Im Ernst – selbst ein erfahrener Oldie wie Graham Bonnet und seine Alcatrazz sind auf DISTURBING THE PEACE (EMI 1C 064-240299-1) nicht mehr als bloßer Durchschnitt. Nach einem Studio- und einem Live-Album hätte man für diese Groß-Produktion wirklich einiges erwarten dürfen. Umsonst! Es zeigt sich schnell, daß weder der Malmsteen-Gitarren-Ersatz Steve Vai noch die 11 Songs sonderlich viel Substanz besitzen.
Wie ein Halm im Wind schwankt man zwischen gefälliger Unterhaltung und verbissenen Power-Passagen hin und her. Dabei treten zwangsläufig gewisse kompositorische Mängel zutage. Zum einen läßt sich Gitarrist Vai zu oft den Schneid von übertriebenen Keyboard-Schleifen abkaufen, seine Attacken laufen einfach ins Leere. Und andererseits vermisse ich die nötige Konzentration, das entschlossene Spiel auf den gemeinsamen Punkt. (2).
Jung und unbekümmert – das ist das Markenzeichen von Ron Keel und seiner Backing-Band. Der Ex-Steeler (USA)-Sänger kümmert sich wenig um modische Attribute. Er singt und screamt mit Punch in der Kehle. Mit zwei Gitarren, die für ein voluminöses Heavy-Ambiente sorgen, im Nacken, springt das Bleichgesicht Keel wie ein Besessener durch die neun Songs des Albums THE RIGHT TO ROCK (Phonogram). Kiss-Captain Gene Simmons an den Reglern hat als Produzent straffe Arbeit geleistet. Seine Erfahrung kommt allen zugute, auch dem Cover eines Rolling Stones-Klassikers. „Let’s Spend The Night Together“ verlangen Keel und Co. Wer wollte dieses Angebot ausschlagen? (4) Einige Bands werden es nie schaffen, auch nicht unter größten Anstrengungen. Uriah Heep, der englische Traditionsverein um Mick Box, zählen mit ihrem aktuellen Produkt EQUATOR (CBS 26414) eindeutig zu den Verlierern. So sehr man auch dem gängigen Zeitgeschmack zu schmeicheln versucht, mit allerhand synthetischem Klimbim auf den Keyboards und schnöden Gitarren-Riffs ohne Effekt die Gehörgänge weichspült, – so langweilig und überflüssig fällt das Resultat aus. „Give me rock’n’roll“, intoniert Sänger Pete Goalby in „Rockarama“. Diese Bitte trifft ins Schwarze. Eine Dosis Rock hier, eine Prise Roll da, ist auf die Dauer zu wenig. (1) Ahnlich ergeht es auch Lionheart aus UK mit HOT TONIGHT (CBS 26214). Das Quartett um den Ex-Iron Maiden Gitarristen Dennis Stratton stolpert orientierungslos über die eigenen Füße. Man will hart und melodisch sein und ist am Ende doch zu schwachbrüstig. Die Softies verlieren sich häufig in unnötige Tändeleien. So wirken etwa die quasi-symphonischen Intervalle auf dem Oberheim wie klebriges Chewing Gum, mit der Tendenz: Soap Opera. (1) Die Aufschrift „Play it loud“ auf ihrem FRICTION (Phonogram 824307-1) Album stimmt nur zum Teil. Denn Kanadas Coney Hatch sind bei weitem nicht so heavy. Eher schon geschmeidig und rund, wenn sie den gitarrenbetonten Reigen eröffnen. Zwei von neun Songs verdienen allerdings das Prädikat „hitverdächtig“: „Girl From Last Night’s Dream“ auf der ersten und „He’s A Champion“ auf der zweiten Seite. Ansonsten dominiert geglättete Routine. (3) Aus deutschen Landen: TNT, angeblich fünfköpfiger Sprengstoff aus dem Süden der Republik, mit DEFLORATOR (sri lanka records SL 7020). Das schwachsinnige Cover des Albums (blutverschmiertes Rasiermesser und aufgeschlitzter Unterarm) fällt als erstes ins Auge. Was soll nur dieses vorpubertäre Gehabe? Denn musikalisch hat ihr Energie-Stil durchaus seine Reize. Mit Riff-Rock alter Coleur debütieren sie recht ansprechend auf ihrem Album, einfache Hooks und handwerklich solide Gitarren-Soli. Einziges Manko: den neun Songs mangelt es an Reife und Konsequenz, die sie übers Mittelmaß gehoben hätten.
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