Heinz Rudolf Kunze :: Der Golem als Lemgo
Es soll ja Leute geben, die mit der Rocker-Attitüde von H.R.K. wenig anfangen können. Die wird es freuen, daß sein „Golem“, live mitgeschnitten Ende vergangenen Jahres in Berlin, auf literarisches Kabarett setzt. Von Songs wie „Alles gelogen“ oder „Regen in Berlin“ einmal abgesehen, besteht Kunzes neue Platte aus meist pathetischen, das Publikum aber stets erheiternden Verbalinjurien mit dezent experimentellem Musikeinsatz (Gitarre und Klavier, Schlagzeug und Vibraphon). Zum Glück sind die Lacher nicht in erster Linie den von Kunze so geschätzten Begriffshämmern wie „Kuhaugenausstecher“ oder „Opel Himmler“ (der mit dem Abgasschlauch) zu verdanken. H.R.K. kann auch sarkastisch sein. Allerdings, ohne dabei gleich wüst zu tun. Oder schlicht komisch (seine Tenniskommentatoren). Oder poetisch (Klage der Schrankenwärter über die Niedertracht des Scherzens). Empört über Skinheads ist er sowieso. Und bei alldem kein schlechter Entertainer ¿ auch wenn man die Anstrengung seiner Spracharbeit gelegentlich zu spüren bekommt.
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