Herbert Grönemeyer – Sprünge

Da erzählt einer von Marzipanpanzern, von einer Gummibärchenarmee. Da wünscht einer „Kinder an die Macht“. Da macht sich einer lustig über das ignorante „Lächeln“ der Politprofis. Da läßt einer die Puppen „tanzen“ im gewendeten Deutschland. Da hat einer „Angst“ vor der Macht der Ohnmacht. Der Mann heißt Herbert Grönemeyer, sein neues Album SPRÜNGE.

Im Vergleich zum millionenfach verkauften Vorgänger BOCHUM wirkt die Neue homogener, bandbezogener, ja subtiler. Die Aussagen haben das Schlagwortartige, Kürzelhafte und Plakative, das z.B. „Männer“ oder „Flugzeuge im Bauch“ leicht goutierbar machte, verloren. Grönemeyer sucht die direkte politische Auseinandersetzung: „Die Hintern werden immer breiter, nur wer aussitzt, der kommt weiter“.

Er kritisiert weißen Entwicklungshilfe-Kolonialismus („Maß aller Dinge“) ebenso scharf wie den unerträglichen Gegensatz zwischen fernsehbeschönter Traumwelt und harter Realität („Einmal“).

Am überzeugendsten klingt der Bochumer immer dort, wo er hochpersönlich wird. Einen ganz besonderen Ohrenschmaus serviert Grönemeyer gleich zu Anfang mit der ersten Single „Kinder an die Macht“ -— aufgeweckter Funk-Rhythmus, satte Gitarren, Schmunzeltext mit Widerhaken. Es gibt viel zu entdecken.