Herwig Mitteregger – Kein Mut, Kein Mädchen
Spliff, das sind vier kreative Künstler mit grundverschiedenen Persönlichkeiten, ohne übergeordnetes Konzept, ohne stilistische Zwangsjacke. Ein loser Verbund mit Zusammengehörigkeitsgefühl. Als Autor die Hose runterlassen – das stand als Motto zu Beginn des Spliff-Projektes im Raum.
Jeder der Musiker erfüllt – mehr oder minder – diese Idee individuell. „Potsch“ spielt einen Gitarristen-Part; viel mghr weiß man nicht von ihm. Manne schreibt Popsongs, trivial und eingängig. Reinhold liebt es verspielt, ein wenig spleenig. „Carbonara“, „Das Blech“, die COSA ROSA-LP mögen als Beispiele dienen.
Herwig hingegen ist derjenige, der für Haken und Ösen zuständig ist. Über Titel wie „Deja vu“, „Notausgang“, „Glaspalast“ und „Wohin? Wohin!?“ mußte man einfach stolpern. Diese Songs haben (mehr) Tiefgang, sind mehr als die Beiträge der anderen Ausdruck/Ergebnis von Reflektionen.
Die Behauptung dürfte kaum übertrieben sein, daß Mitteregger mit seinem Alleingang bislang am konsequentesten die Hose runtergelassen hat. Diese LP ist hochgradig persönlich und zeigt einen widersprüchlichen Mann – sensibel, wütend, romantisch, offensiv, mitunter melancholisch. Lieder voll zärtlicher Radikalität. Oder radikaler Zärtlichkeit. „Kreuzberg“ ist eine intensive Milieustudie, „Kalt wie’n Stein“ intime Erinnerungen, „Ocean“ ein Liebeslied. Und „Du und ich“ eine Ode an die kleine Tochter. Oberflächlich ist die Platte in keinem Moment.
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