HIM: Köln,. Palladium :: Skandinavischer Love-Metal

Die ersten Gähnorgien sind überstanden, Pfiffe gellen durch das mit 4000 Besuchern ausverkaufte Palladium. Professionell, aber unambitioniert haben die britischen Düsterkultrocker The Mission ihr Programm heruntergespielt, doch die eigentlichen Helden des Abends lassen auf sich warten. Endlich: Licht aus! Fluppean! In kristallblaues Licht gehüllt starten HIM mit „Right Here In My Arms“. Frontmann Ville Valo hat sich in Schwarz gewandet. Was anderes erwartet hier auch keiner. Langer Mantel, Wollmütze und Jeans-und immer wieder die obligatorische Kippe in der Hand. Der Mantel fliegt bald in die Ecke, und Neuzeit-Morrison Ville absolviert den Rest des Gigs im hautengen Muskelshirt auf einer Bühne, die einer Rock’n’Roll-Kuriositätensammlung gleicht: Elvis-Kissen, Jesusbildchen, ein unübersehbares Cannabis-Plakat.

Die selbst ernannten Metal-Love-Rocker laden ein zur romantisch-morbiden Reise aus Herzschmerz à la „Heartache Every Moment“ und sündigen Verführungen („Gone With The Sin“). Nicht zuletzt sorgt auch die neue, melodramatisch anmutende Düstersingle „In Joy And Sorrow“ für pärchenbildende Stimmung und lässt intime Emotionen zwischen den Frisch- und Spätpubertierenden aufkommen. Die androgyne Aura des 24-jährigen HIM-Sängers und dessen laszive Interpretation der Songs tun ein Übriges. Bei den Ansagen hält sich der Mann mit dem Hut gekonnt zurück, springt ein bisschen hin und her und gönnt sich lässig immer wieder einen Zug am Glimmstengel. Schnell wird deutlich: HIM stehen und fallen mit dem coolen Charisma ihres Sängers.

Die Songs kommen teilweise in neuen Arrangements daher. So wird das Intro zu „Poison Girl“ durch einen stampfenden Bassrhythmus verfremdet oder „Gone With The Sin“ mit einem ausgedehnten Gitarrensolo belegt. Nach einer knappen Stunde und „Pretending“ bildet „Solitary Man“, ein Cover von Johnny Cash, die einzige wirkliche Überraschung des Abends: Ville unplugged mit Gitarre! In voller Besetzung gibt’s zum Finale das grandiose Join Me“, bevor Drummer Gas Lipstick das knapp 90-minütige Konzert mit einem Gongschlag und nacktem Oberkörper definitiv beendet. Fragt sich, was das war. Wohl doch nicht mehr als ein routiniert bestrittenes Konzert ohne wirkliche Höhepunkte, dafür mit ausreichend unterkühltem finnischen Charme.

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