Hudson Mohawke

Lantern

Warp/Rough Trade

Der grelle Rave und EDM von Kanyes neuem Busenfreund ist blendend aufgelegt, im wahrsten Sinne des Wortes.

Anfang 20, Mitbegründer der Glasgower Wonky-Schule (ein stolperndes, im instrumentalen HipHop verwurzeltes Subgenre, das so nicht mehr existiert), nur ein paar Demos und dann der Anruf von Warp. 2008 ging alles verdammt schnell für Ross „Hudson Mohawke“ Birchard, aber der Traum vom eigenen Album blieb nicht der einzige, der sich erfüllen sollte. Über Umwege (genauer, nach der aberwitzigen Trap-Dekonstruktion seines TNGHT-Nebenprojektes) kam auch Kanye West an seine Nummer, welcher ihn sowohl für YEEZUS als auch für sein Label G.O.O.D. Music verpflichtete. Ein aufregendes Angebot, das seine Solo­arbeiten erst mal auf Eis legte, aber mal ehrlich, wenn Real Madrid anklopft, würde man auch die Bank riskieren.

Selbstredend befeuern diese Erfahrungen und Kollegen den Sound von Hudson Mohawkes ersten Album nach sechs Jahren, und LANTERN bombardiert nicht nur frei Schnauze seine ravigen Synthies und Beats auf die Trommelfelle, es bleibt – anders als bei den manchmal humorlosen Rustie oder Joker – Raum, wie bei dem abenteuerlichen „Ryderz“, welches in der ersten Minute das gepitchte Sample des 40-jährigen „Watch Out For The Riders“ von D. J. Rogers anteast, um anschließend einen Sturm aus Trap-Beats und Trompeten loszulassen.

Ironiedetektoren müssen bei grellen R’n’B-Hymnen wie „Warriors“ im Schrank bleiben, der meint das schon so. Wenn dann Disney-Score-Reminiszenzen wie das liebliche Zwischenspiel „Kettles“ in die Verlosung kommen oder Antony Hegarty Platz auf diesem Album hat (Hudson Mohawke soll dessen nächste Platte produzieren), dann hätte LANTERN vor drei Jahren sicher anders geklungen und man darf dem luxuriösen Umweg seines Machers durchaus dankbar sein.