Ice T – The 7th Deadly Sin

An der amerikanischen HipHop-Quelle geht es zu wie in der SPD. Es gibt viele Einzelmeinungen und vereinzelte Aussetzer, aber keine klare Linie. Da muß eine Autorität wie Ice-T einfach mal auf den Tisch hauen, ein „Machtwort“ sprechen. 20 Mal zeichnet Ice auf The 7th Deadly Sin ein Bild von der Wirklichkeit, wie sie ist. „Don’t hate the playa, hate the game, sharpen your aim“, befiehlt er in einem barschem Tonfall wie lange nicht mehr. Anders ausgedrückt: Elend und Kriminalität sind die Folge falscher Spielregeln, die aber sind noch lange kein Grund zur Selbstzerstörung. Ice-T verteilt Denkzettel an Reich und Arm, Schwarz und Weiß, Ost und West. Wie nobel. Und die halbe Rap-Gemeinschaft nickt per Kurz- oder Langauftritt ab: Ras Kass, Onyx, Ant Banks, Erick Sermon, King Tee, um nur die wichtigsten zu nennen. Daß das aber lange nicht ausreicht, wissen wir spätestens, wenn wir „Valuable Game“ gehört haben, jene viereinhalb Minuten auf 7th Deadly Sin, die zum Gedenken an Tupac Shakur aufrufen und mit der Melodie aus „Don’t Let Go“von EnVogue unterlegt sind. Weder originell noch aktuell, diese Kombination. Lag 7th Deadly Sin vielleicht wegen Vertragsstreitigkeiten schon länger auf Eis? Das Tupac-Memorial kommt jedenfalls zu spät. Und: Braucht man Zeilen wie „I only like my shit hardcore“? Nein, eigentlich nicht. Hip-Hop benötigt musikalische Impulse, neue Botschaften, überarbeitete Konzepte. Die gibt es in der Szene durchaus, auch in den Vereinigten Staaten, aber leider nicht in Monologen wie diesen. Die hatte Ice auf O.G. ORIGINAL GANGSTER einfach besser drauf. Wie gesagt, es ist wie bei der SPD: Da spricht einer mal ein Machtwort, und keiner hört zu.