Iggy Pop – Naughty Little Doggie

Sehr wahrscheinlich ist er ein Nachkomme irgendwelcher Außerirdischer. Denn welches humanoide Lebewesen wäre schon dazu in der Lage, Iggy Pop zu sein? Des Mannes erstaunliche Biographie war lange gezeichnet von den berühmten drei Ingredienzien eines Musikerlebens, als da wären Sex, Drugs und Rock’n’Roll. Radikale selbstzerstörerische Anwandlungen prägten Iggys Leben schon, als er noch bei den Stooges sang, den Ur-Punks aus den Spät-6oern, deren Auftritte dann und wann zu veritablen SM-Parties mutierten. Heute sehen wir den geläuterten und ebenso ausgemergelten wie durchtrainierten Mann nicht selten im Film – beispielsweise in Jim Jarmuschs hübschem ‚Deadman‘. Und in regelmäßigen Abständen beglückt er die Sterblichen mit einem neuen Album. Das ist durchaus ein Grund zu heftiger Freude: AMERICAN CAESAR aus dem Jahr 1993 ließ auf mehr guten Stoff hoffen, und den haben wir jetzt: NAUGHTY LITTLE DOGGIE ist eine wunderbare, unangestrengte, beseelte und strahlende Rock-Platte. Ohne irgendwelchen produktionstechnischen Firlefanz lärmen Iggy und seine Mitmusiker einfach drauflos, daß es eine Freude ist. Die Besetzung ist traditionell mit zwei Gitarren, Baß und Drums; die Songs gehen entspannt an der langen Leine und machen dich glücklich wie das Schnurren deiner Lieblingskatze. Wie die Stones oder Herr Neil Young ist Iggy Pop viel zu weise und zu erfahren, um sich noch groß an irgendwelche Moden dranzuhängen. Stattdessen rotzt er mit seiner Raspelstimme durch beschwingte Melodien, beharkt die Gitarre mit kräftigem Schlagarm und stellt die richtigen Fragen: „Can your pussy smile?“ Wilden Rock’n’Roll (‚I Wanna Live‘) gibt’s auf NAUGHTY LITTLE DOGGIE ebenso zu hören wie knüppelnden Beat mit nahezu hymnischen Refrains (‚Outta My Head‘) und zutiefst rührselige Balladen (‚Shoeshine Girl‘). Und weil das so ist, wird hiermit das neue Iggy-Album auch allen aufstrebenden Jung-Bands wärmstens ans Herz gelegt: So macht man das, Burschen. Wir aber schließen uns mit ganzem Herzen Iggys Wunsch an: „I wanna live a llttle bit longer now“. Nur zu, Herr Pop!