I’m From Barcelona :: Let Me Introduce My Friends Virgin/Labels/EMI

Achtung, die Niedlichen kommen! Sie werden Kuscheldecken hinter sich herschleifen, uns mit Tamburinen in den Irrsinn rasseln und uns drücken und herzen, bis wir keine Luft mehr kriegen! Aber warum so viel Angst? Und was liegt überhaupt an? Der Reihe nach: I’m From Barcelona ist das Baby eines munteren Musikanten aus, genau. Schweden. Vor rund einem Jahr schrieb Emanuel Lundgren in seinem Heimatkaff Jönköping eine Handvoll powerpoppender Lieder, die klangen, als seien sie ihm mal eben aus dem T-Shirt geplumpst. Zur Aufnahme lud er 29 Freunde ein und benannte die bunte Truppe nach dem Signatursatz des trotteligen Butlers aus „Fawlty Towers“, der seine Dämlichkeit stets mit der Auskunft zu entschuldigen pflegt, aus Barcelona zu stammen. Eigentlich sollte nach einem Konzert mit allen Beteiligten Schluss sein. Doch längst hatte die schwedische Presse Wind von dem seltsamen Projekt bekommen. Im From Barcelona mussten ernst machen, und nun erscheint ihr Debüt let me introduce my friends (in Schweden im Frühjahr veröffentlicht) auch bei uns. Die Platte ist ein wahrer Orgasmusherd für Niedlichkeitsfetischisten. Man stelle sich The Polyphonic Spree minus Spiritualität plus Bubblegum-Pop vor. Oder Jonathan Richman mit Powerpop-Sackingband. Ältere Zipfelmützenträger dürfen auch gerne kurz an die deutsche Band Throw That Beat In The Garbagecan denken, die Anfang der 90er mit einem ähnlichen Ansatz auf Schulausflug ging. Die Songs handeln von Baumhäusern, Kinderkrankheiten, Briefmarkensammlungen oder eben davon, dass man „from Barcelona“ ist. Das ist lange Zeit toll, mördereingängig und selig machend. Nach etwa einer halben Stunde fühlt man sich aber doch ein bisschen so, als habe einem jemand gleichzeitig zehn überzuckerte Lollis in den Mund gestopft und würde sich nun wundern, warum man nicht mehr freundlich guckt. Aber da ist die Platte auch schon fast vorbei. Es muss der lustigen Versammlung aber zugute gehalten werden, dass sie vor lauter Metallophongeklimper. Melodicas, Handclaps und kindlichen Bapapapapa-Chören nie vergisst, tüchtig nach vorne zu bolzen. Bolzen im besten Bubbelgum-Sinne wohlgemerkt: Boogie-Rhythmen, Doppelsnare-Schläge. Achtel-Gitarren. Ach, was soll’s, die Songs sind, obwohl man sie schon nach einmaligem Hören nicht mehr aus dem Kopf bekommt, auch beim vierten Mal noch gut. „Now you’re from Barcelona too“ heißt es am Ende des Booklets. Nicht ganz, aber ich sympathisiere. VÖ: 18.8.

www.imfrombarcelona.com