Jakob Dylan :: Seeing Things

Dylan Junior als Folk-Rock-Pazifist, der in seine akustische Gitarre weint.

Wer mit dem Familiennamen Dylan auf die Welt kommt, kann nicht viel falsch machen – er braucht nichts anderes zu tun als einfach Sohn zu sein. Was Jakob, mit 38 Jahren Dylans Jüngster, aber anscheinend als Fluch erachtet: Seit Anfang der 90er versucht er, sich aus dem Schatten der 6os-lkone zu lösen und seinen eigenen Weg zu gehen – was fast unmöglich ist. Mit seiner Band, den Wallflowers, hat er fünf Alben gemacht, die stets im Mittelmaß rangierten. Jetzt, da die Truppe ohne Deal dasteht, versucht es Jakob Dylan mit einem ersten Alleingang, der aber auch keinen bleibenden Eindruck hinterlässt-weil ersieh dabei füreinen ähnlichen Ansatz entschieden hat wie vor ihm schon die Herren Cash und Diamond. Er lässt sich von Rauschebart Rick Rubin einen trockenen, knarzigen Akustik-Sound verpassen, gibt sich gefühlvoll, harmonisch und betont minimalistisch und pendelt zwischen Blues, Country, Folk und Jazz. Alles mit filigranem Spiel, netten Harmonien, relaxter Grundstimmung und kratzigem Gesang, der -gewollt oder nicht— oft an Papa in seiner frühen Phase erinnert. Ein Ansatz, den Dylan Jr. auch in den Texten aufgreift, die mit der Furcht und Finsternis von acht Jahren Bush-Regierung aufräumen, sich um neuen Optimismus bemühen und ein baldiges Ende des Irakkriegs fordern. „Soldiers are not paid to think“, singt er in „Valley Of The Low Sun“, und fügt in „War Is Kind“ ein bissiges „brother war is best in the morning when you’re had rest“ hinzu. In „Will It Grow“ verbreitet er gediegene Mark-Knopfler-Langeweile und gibt in „All Day And All Night“ den großen Working-Class-Helden, der Nachtschichten abreißt, um seine Familie zu ernähren. Da wirkt er dann genauso glaubwürdig wie George W. Bush und Dick Cheney. VÖ: 20.6.

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