Jeff Özdemir

And Friends Vol. 2

Karaoke Kalk/Indigo (VÖ: 7.7.)

Der Berliner Plattenladenbesitzer und seine vielen Freunde demonstrieren einen Stilreichtum, der – eben – eines Plattenladenbesitzers würdig ist. 

Vielleicht ist es zu naheliegend, den frappierenden Stilreichtum dieser Compilation damit zu erklären, dass der im Fokus stehende Musiker in Berlin-Kreuzberg einen Plattenladen betreibt, dessen Repertoire von keinerlei Geschmacksgrenzen eingeengt wird. Auf den 18 Tracks der diversen Solo-, Duo- und Bandprojekte des umtriebigen Jeff Özdemir wird französisch, japanisch, türkisch und portugiesisch gesungen, man hört wabernde Space-Orgeln, melancholische Cool-Jazz-Saxofone, flippernde Spielhallensounds, schrammelige Lo-Fi-Gitarren, strenge Kammermusik, John-Carpenter-artige Synthies, verregnete Posaunen und an Field Recordings friedfertiger Roboterzivilisationen erinnernde Knister­elektronik.

Zu den Highlights des kurzweiligen und bei aller Heterogenität mit einem eingängigen Retro-Flow ausgestatteten Doppelalbums zählt „Why Love Matters“ von Dizzy From Rotation, an dem mindestens ein Whitest-Boy-Alive-, vielleicht sogar ein Phoenix-Hit verloren gegangen ist. Und das wie ein Demo für ein besonders gutes Stereolab-Stück klingende „Dada No. 1“ von Jeff Özdemir & Tigerlily. Auch toll: das knuffige Solostück „Der Herr Doktor sieht das nicht gerne“, das 1979 auf Christian Bruhns „Timm Thaler“-Soundtrack gepasst hätte.

Jörg Wunder