Jeff Tweedy :: Sunken Treasure: Jeff Tweedy Live In The Pacific Northwest
Wer Jeff Tweedy im letzten Jahr live gesehen hat, weiß: Der Sänger von Wilco kann ein aufgeräumter Gastgeber sein, der von einer perfekt eingespielten Band den nötigen Rückhalt bekommt. Eine Entwicklung, die man nur als Glücksfall bezeichnen kann, denn viel hätte wahrscheinlich nicht gefehlt, und seine Depressionen und gleichzeitige Schmerzmittelabhängigkeit hätten einen der besten amerikanischen Songwriter für immer außer Gefecht gesetzt. Und insofern zeigt sunken treasure nicht einfach nur Mitschnitte von fünf Auftritten einer Solo-Akustik-Tour, die Tweedy im Februar dieses Jahres von Seattle nach San Francisco führte, sondern ist ein Zeugnis für die wiedererlangte Spiel- und Lebensfreude, die beeindruckende Selbstsicherheit, mit der er inzwischen wieder auf der Bühne stehen kann. Und er gibt offen zu. dass Touren wie diese eine Art Therapie darstellen, macht Scherze mit dem Publikum, auch über seine Krankheit. Wie er den ewigen Auf-Konzerten-Rednern den Wind aus den Segeln nimmt und sie stattdessen zum Mitsingen animiert, ist bemerkenswert. Und dass er es tatsächlich schafft, die teils komplexen und experimentellen Wilco-Songs Isowie einige „einfachere“ Uncle-Tupelo-Tracks) zu spartanischen Folk-Balladen zu reduzieren und eine mehr als intime Lagerfeuer-Stimmung aufkommen zu lassen, ist schlichtweg unglaublich. Wie gesagt: ein Glücksfall, in jeder Hinsicht. Nur die wenig konzertante Spielzeit von 85 Minuten ist ein wenig knapp bemessen.
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