Jim O Rourke – Bad Timing

Jim O Rourke ist ein Genie. Als Bandmitglied (Gastr Del Sol, Brise Glace), (Co-)Produzent (Faust, Smog, US Maple), Remixer (Tortoise, Oval), musikalischer Partner von Leuten wie Derek Bailey, Henry Kaiser, Tony Conrad und Evan Parker – und nicht zuletzt als Solist/Gitarrist setzt der Mann aus Chicago Akzente in der zeitgenössischen Musik. O’Rourke selber sieht sich als Anti-Gitarrist, der mehr an der Entdeckung der Geheimnisse der musikalischen Kommunikation interessiert ist als am Gitarrenspiel. Woran ihn selbst ein Universitätsabschluß in Komposition nicht hindern kann. BADTIMING ist eine wunderbare Hommage an den großen amerikanischen (Akustik-) Gitarristen John Fahey – dessen jüngstes Werk WOMBLIFE ja von O’Rourke produziert wurde. Genau wie sein Vorbild Fahey kennt O’Rourke keinen Unterschied zwischen Tradition und Moderne, läßt folkiges Fingerpicking zu Rock-Abstraktionen erklingen, ist mehr am Klang als an der Melodie interessiert wobei die akustische Gitarre „avantgardistisch“ klingen kann und postmoderne Soundsprenksel folkloristisch. Daß das vom Kulturestablishment gründlich mißverstanden wird, bedarf eigentlich keiner Erwähnung. BADTIMING ist groß. Wie ein gewaltiger Strom fließen die Klänge von Streichern, Drehleier, Blaskapelle, Hawaii-Gitarre und allerlei elektronische Verfremdungen vorwärts. Und damit nichts aus dem Ruder läuft, werden die Beigaben zusammengehalten von O’Rourkes grandiosem Spiel auf der Akustikgitarre. Groß. Eine Platte, die mindestens zehn Jahre zu früh erschienen ist.