Jimmy Pursey – Imagination Camouflage
Jimmy Pursey, verknallt in ein faltiges Bettlaken. Wie ein Neugeborenes in einer Welt, die so gut sein könnte, aber so schlecht ist. Ein blütenweißes Cover. Völlig naiv.
Jimmy Pursey, der Cockney Cowboy. Seinen größten Moment hatte er wohl zur Zeit von HERSHAM BOYS, der dritten LP seiner Ex-Band Sham 69, als es ihm gelang, seinen oft pa thelischen Romantizismus mit etwas ungefilterter Punk-Energie zu verrühren. Und diese Mischung klang gut.
IMAGINATION CAMOUFLAGE (= Immädschinaischn Kamuhflaaasch), ein Titel, der von Gentle Giant stammen könnte. Seite 1 beginnt mit einem wenig originellen Synthi-Intro. Nach ein paar Stücken wird klar, daß I.C. wohl als „geschmackvoll-unterhaltend“ geplant war. Es wird wohl kaum jemand zu finden sein, dem diese Platte wehtut. Purseys Qualitäten als (mittlerweile auf sich allein gestellter) Songwriter sind ebenfalls kaum bemerkenswert, seine Songs gehen weder los, noch sind sie einschmeichelnd. Die Namen seiner Begleitmusiker verschweigt das Cover, und das ist gut so, denn andernfalls müßten sie vielleicht um ihr Leben fürchten. Pursey ist nun wahrlich nicht der schlechteste Sanger, aber ein dermaßen gesichtsloses und schnarchlangweliges Rock’n‘-Roll-Ensemble entzieht selbst den urigsten Lauten den Boden unter den Fußen. Vergleichbar waren hier wohl nur die bekannten Ami-Snob-Pop-Produktionen.
Und dabei legt Pursey immerhin Wert auf seinen Working-Class-Background. Das Info der Plattenfirma vergleicht ihn gar mit John Lennons „Working Class Hero“. Stimmt sogar teilweise, denn liest man Purseys Texte, so kommt einem die eine oder andere Zeile bekannt vor und man fühlt sich wohltuend an Lennons Scharfblick erinnert. Der Rest von Purseys Lyrik ergeht sich jedoch nur in Lamentos und klischeehaften Situationsbeschreibungen“ (s.o., die Welt ist schlecht), die sich seit Jahren aufs Haar ähneln.
Jimmy Pursey, das Opfer der Unvereinbarkeit von Punk und Arbeiterklasse.
IMAGINATION CAMOUFLAGE, ein Trauerspiel.
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