Joachim Witt – Märchenblau
Neun Monate bastelte er an seiner dritten Solo-LP. Nach der gebremsten Reaktion auf das letztjährige EDELWEISS stand der kühle „Goldene Reiter“ am Scheideweg. Die Euphorie des glänzenden Debüts SILBERBLICK versickerte in der Skepsis gegenüber dem eckigen, allzu temperierten Folge-Album. Witt hatte sein Minimal-Konzept weitergetrieben – bis ins hinterste Eckchen eines Kühlhauses.
Witt ließ sich nicht von Verpflichtungen und Erwartungen gängeln. MÄRCHENBLAU ist die durchdachte Weiterentwicklung eigener Ideen. Fehler wurden erkannt, die Experimentier-Freudigkeit vorangetrieben.
Stand beim letzten Album der Titel EDELWEISS doch sehr im Gegensatz zu der coolen, entfernten Atmosphäre der Songs, so hat Witt diesmal eine Einheit von Titel und Inhalt gefunden.
Märchenblau assoziiert Wärme, Romantik, Sehnsucht. Die neun Songs sind melodisch und angenehm, sie erzählen in ungekünstelter Sprache von menschlichen Dingen: Liebe, Ängste, Träume, Fehlleistungen und Erfolgen. Glück. Die Texte sind eher positiv, dennoch kritisch.
Auch englisch wird gesungen, vor einem Jahr noch unmöglich. Cole Porter wird gehuldigt: „Night And Day“. In einer leidenschaftlichen Version mit einem nie vermuteten Witt-Gesang. Ein ganzer Schritt voran.
Mehr News und Stories