Es ist noch nicht lange her, da hatte ich HOW CRUEL zur Besprechung vorliegen und war begeistert. Nun stecke ich in einer neuen Armatrading-Euphorie, denn ME MYSELF I ist noch gedrungener, kompakter, als ihre bisherigen Alben. Viele Titel der neuen Platte konnte man schon auf ihrer Tournee hören und bewundern, nun, auf Vinyl gebannt, klingen sie technisch (natürlich) noch ein Stück besser, und es kommt auch eine Menge Feeling rüber, was einige Kritiker ja bei ihr angeblich nicht finden können. Ich sehe Joan jedenfalls nicht als kalte, berechnende Emanze – sie steckt für mich voller Emotionen, die sie in ihren Liedern auslebt.

Wenn gute Songs auch Kommerzialität bedeuten, dann ist diese LP eine kommerzielle. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob man das so allgemein sagen darf. Der Titelsong „Me Myself I“ hat einen stark ins Ohr gehenden Melodiebogen, eine noch sattere hookline, „Ma-Me-O-Beach“ ist eine straite, richtig gut losgehende Rocknummer und – für J.A. – harmonisch/ melodisch/rhythmisch sehr ,einfach konzipiert. Überhaupt fällt auf. daß die stark angejazzten Elemente klareren Linien (rockigeren) etwas gewichen sind. Dabei hat sie die Ballade nicht vergessen, blüht doch in Balladen die ganze Spannkraft dieser Frau auf! „Friends“, ein herrlicher 6/8el Blues, „Turn Out The Light“ (Turn out the light/ I’m gonna/Love you tonight/Many lovers come and gone/Some I miss/And some/I don’t …) ist vielleicht eine der schönsten Balladen-3chnulzen‘, die ich kenne, zusammen mit „All The Way From America“ und „Feeling In My Heart“, Titel der B-Seite. „When You Kisses Me‘ eine funkybetonte Nummer, ach, an sich ist die ganze Platte wunderschön – die Armatrading kann man ohnehin nur lieben oder gar nicht mögen. Chris Spedding spielt bei einigen Songs (die alle in Text und Ton von Joan Armatrading stammen) Gitarre, auch sonst sind nur starke Musiker mit von der Partie, sodaß die richtig produzierte, gut abgemischte Platte eine runde Sache ist. Und ehe ich jetzt wieder ins Schwärmen gerate, mache ich lieber Schluß…