Joan Armatrading


Nach einer Stunde forderte sie zum Tanz auf – zur Freude des meist jugendlichen Publikums und zum Entsetzen der wieder mal rüden Ordner. Alles stürmte freudig an den Bühnenrand; die sonst coole Lady lachte. Erstaunlich ungezwungen wirkte sie schon den ganzen Abend.

Ihre Geste durfte symbolisch verstanden werden. Spiegelt die Aufforderung zum Tanz doch Armatradings Drang zu mehr Bewegung auf der Bühne und in ihrer Musik wider. Aus der einst verschüchterten Songwriterin, die vornehmlich in betont femininen Kreisen ihre Folgschaft fand, ist eine ebenso selbstbewußte wie intelligente Rocksängerin geworden, die mit engagierter Lyrik zwischen Lust und Frust beim Publikum beiderlei Geschlechts Wirkung hinterläßt.

Doch nicht immer wirken die härteren Töne überzeugend. Sicher, Armatrading selbst beherrscht ihre emotionale Spannbreite virtuos. So wie sie sich in eine Liebes-Ballade reinkniet, so aggressiv und grantig kann sie auch härtere Seiten zum Klingen bringen. Selbst vor einem bissigen Solo auf der E-Gitarre scheut sie nicht zurück.

Doch was hilft das, wenn die Mannschaft nicht mitzieht? Zu schleppend vollziehen sich da stellenweise die Tempi-Wechsel wo doch dieser ständige Rhythmus-Umschwung nun mal ein Charakteristikum von Armatradings Musik ist. Einzig Saxofonist Jim Ross und Trompeter Ted Emmet haben immer den entsprechenden Draht zu Joans Vokal-Modulationen.