Joe Henry – Tiny Voices
An Joe Henry ist ein Soul-Sänger verloren gegangen, der keinen Soul haben will. Aus dieser zugegeben zweifeihaften Konstellation ergibt sich weit Interessanteres als aus der Tatsache, dass der Mann der Schwager von Ihrer Lieblichkeit Madonna ist. Man nehme zum Beispiel das Solomon-Burke-Comeback-Album vom letzten Jahr. Allüberall wurde es gefeiert, nicht nur für des alten Soul-Sängers hervorragende Vokal-Partien, wir erinnern an die Produktion. Für die zeichnete Joe Henry verantwortlich: Er platzierte Solomon Burkes Stimme auf einer feuerfesten Roots-Unterlage, die nicht einen einzigen Brandflecken zuließ. Tiny Voices, Album Nummer neun für den Songwriter aus Los Angeles, ist mit einer Horde Studio-Asse, mit Star-Klarinettist Don Byron und Jim Keltner entstanden, der dafür ein paar historische Trommelschläge beisteuerte. Es ist ein komplett anderes Soul-Album als das von Burke geworden. Henry, das verrät allein schon seine Biografie, schuldet Americana und dem Indie-Rock viel zu viel, um sich jetzt in ein warmes Soul-Bett zu legen. Also schmückt er seine Kompositionen mit Bläsern, die, wenn gerade mal keiner hinhört, einfach ausbüchsen, seine Stimme sitzt immer etwas schief auf den Songs, die ihrerseits gar nicht die Erdanziehungskraft suchen. Joe Henry sucht auf Tiny Voices die Nähe der großen Soul- und Jazz-Stilisten, um sich dann gleich im nächsten Moment Richtung Alternative Rock zu trollen. Der Sänger sitzt auf einer Bettkante, von der er jederzeit gestoßen werden kann. VÖ: 22.9.
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