John Lennon & The Plastic Ono Band :: Live In Toronto ’69

Rock’n’Roll plus Avantgarde: LennOnos Projekt zwischen Rockexzess, Friedenshymne und Urschreitherapie.

John Lennons Teilnahme am finalen Beatles-Werk ABBEY ROAD gestaltete sich minimal: „Come Together“ und „I Want You (She’s So Heavy)“ mussten reichen, denn eigentlich trug er längst anderes im Sinn. Bereits beim ROCK AND ROLL CIRCUS der Rolling Stones im Dezember 1968 schwebte ihm im Gespann mit Bald-Ehegattin Yoko Ono ein eigenwilliges Aktionskonzept vor, dass er mit Gitarrist Eric Clapton, Bassist Klaus Voormann, Schlagzeuger Alan White und dem von den Rest-Beatles abgelehnten Song „Cold Turkey“ schließlich auch verwirklichte: The Plastic Ono Band.

Doch tatsächlich absolvierte dieses Projekt nur ganze zwei Auftritte, der erste davon ging beim „Sweet Toronto Peace Festival“ im September I969 über die Bühne, eingerahmt von Lennons innig geliebten Jugendidolen Bo Diddley, Little Richard, Jerry Lee Lewis und Chuck Berry. Der Dokumentarfilmer D.A. Pennebaker ließ dabei die Kamera laufen. Der Noch-Beatle hatte sich spontan zur Teilnahme entschlossen, noch im Flugzeug nach Kanada studierte das Sextett oberflächlich die Fifties-Rock-Klassiker „Blue Suede Shoes“, „Money“ und „Dizzy Miss Lizzy“ ein. Mit leicht verstimmten Gitarren, reichlich Lampenfieber und jeder Menge Enthusiasmus rockte sich die Band dann durchs spärliche Repertoire. Schwerfällig folgten die Fleetwood-Mac-Persiflage „Yer Blues“, das Entzugsdrama „Cold Turkey“, die holprige Friedenshymne „Give Peace A Chance“ sowie die von den Festivalbesuchern irritiert aufgenommenen Vokal-Experimente Yoko Onos („Don’t Worry Kyoko [Mummy’s Only Looking For Her Hand In The Snow]“ und „John John [Let’s Hope For Peace]“) inklusive gnadenlosen Feedbacks zum schaurigen Finale.

Die Neuauflage LIVE IN TORONTO 69 bietet leider kein zeitgenössisches Zusatzmaterial, aber immerhin ein kurzes Interview mit Yoko Ono von 1988. Ein Zeitdokument, nicht mehr, aber auch nicht weniger.