John McLaughlin feat. – Shakti

Ich frage mich schon eine ganze Weile, wie John überhaupt zu seinem Geschwindigkeitstrip kam und warum er ihm so lange die Treue hielt – bei all den bösen Verrissen in letzter Zeit. Nachdem ich „Shakti“ gehört habe, ist mir da einiges klarer geworden. Ich kenne Johns sämtliche LPs und weiß natürlich von seiner Vorliebe für indische Musik, aber erst diese Platte zeigt so unnachahmlich, wodurch der Meister seit Anfang der 70er Jahre geprägt wurde. Plötzlich erkennt man in seinem Spiel die rasenden Sitar-Exkursionen eines Ravi Shankar und dessen ruhige, mehr abstrakte Ragas. Aber das Tollste: Erstmalig paßt jetzt alles zusammen: die Geschwindigkeit, das komplexe Suchen, die Power und Energie und überhaupt sämtliche Elemente, die Johns Musik so revolutionär und umstritten gemacht haben. (Allerdings braucht sie einem deshalb nicht unbedingt besser zu gefallen.) Neben McLaughlin spielen nur Inder in der Gruppe, drei Percussionisten und ein fantastisch versierter Geiger, und durch ihren Einfluß bleibt sozusagen „alles in der Familie“, und keine Widersprüche verdunkeln das Vergnügen. Technisch wie auch gefühlsmäßig stimmt die Sache jetzt endlich. Obwohl die Platte zu drei Vierteln improvisiert ist, klingt es meist wie ein einziger entfesselter Musiker, so kompakt und geschlossen wird hier zusammengespielt. Irgendwo ist „Shakti“ eine Mischung aus „My Goal’s Beyond“ und „Inner Mountain Flame“, nur auf einer weit entfernteren, höheren Ebene. (Wahrscheinlich wird sie aber ausschließlich östlich-orientierten Musikfreaks interessant erscheinen – und Gitarristen natürlich.)