John Mellencamp – Mr. Happy Go Lucky

Der erste Gedanke: Schreck, laß‘ nach, ein Konzeptalbum. So richtig, mit bleischwerer Message – MR. HAPPY GO LUCKY? Bruahaha – und ‚Overture‘ und all dem Zeug. Also auf zur Hörprobe, und schon entpuppt sich das vermeintliche Monstrum als beschwingte Fortsetzung der folkorientierten Rockmusik Mellencamp’scher Prägung. Gemeinsam mit den üblichen Verdächtigen – seinen Langzeitbegleitern Mike Wanchie an den Gitarren, Toby Myers am Baß und dem prächtigen Kenny Aronoff am Schlagzeug – hat der Ex-Cougar wieder ein Bündel passabler bis feiner Songs geschnürt. Die werden niemanden kalt lassen, der auf – wie’s so schön heißt – ‚adult orientated rock‘ steht. Das ist alles nicht sehr heutig, wird die Welt auch nicht aus den Angeln heben, doch keiner wird bestreiten können, daß ‚Jerry‘, die Single-Auskopplung ‚Key West Intermezzo (I Saw You First)‘, ‚Just Another Day‘ und einige mehr absolute Oberliga-Stücke sind: Hooklines, die sich im Ohr festbeißen wie Zecken, die gewohnt spartanischen Arrangements, akustischelektrische Wechselbäder, variable Beats, vereinzelt fideles Gefiedel (‚Overture‘) oder munteres Gebläse („Jackamo Road‘)- Bemerkenswert, daß der Mellencamp-Mob diesmal von einem Doppelagenten infiltriert wurde. Dance-Floor-Spezialist Junior Vasquez verpaßte dem Klangbild einige hübsche Soundgimmicks, entwarf am Orum-Computer satte Grooves und brachte überhaupt viel frischen Wind in die Bude. Mellencamp ’96: Stadionrock lieht, aber gut.