John Renbourn

The Lady And The Unicorn Castle/Sanctuary/Zomba Grüne aus dem alten Europa: mittelalter- licher Folk und frühe Klassik.

Hört man die Begriffe „Folk und „Gitarre“, assoziiert man damit wohl in erster Linie Singer/Songwriter, die sich im weitesten Sinne an amerikanischen Traditionen orientieren. Vielleicht noch an irischen oder britischen, Marke Trink- und Kampflied. John Renbourn, von Mitte der Sechziger bis Anfang der Siebziger Mitglied der englischen Band Pentangle, pflegte auf seinen Solowerken zumeist einen ähnlichen Ansatz: akustische Gitarrenmusik, in der Anlage britisch, aber dennoch deutlich dem Blues verhaftet. Ganz andersTHE lady and the unicorn. 1970 veröffentlicht und eine Reminiszenz an die Musik der prä-klassischen Ära. Renbourn deckt gut 500 Jahre ab, beginnend bei der Musik jener Jahre, als in Britannien noch die Pest wütete, über das Zeitalter der gepuderten Perücken bis hin zur Neuzeit. Der Schwerpunkt liegt im Spätmittelalter, ein Stück wie „Trotto“ kann grob dem Jahr 1250 zugeordnet werden, italienische Kompositionen wie „Lamento Di Tristan“und „La Rotta“ stammen aus dem 14. Jahrhundert. Und wie klingt das Ganze? Großartig. Der begnadete Techniker Renbourn nimmt sich zurück, stellt den Song in den Vordergrund und nicht seine Virtuosität. Emotionatität spielt die entscheidende Rolle, die Instrumentals sind so komplex wie zerbrechlich – „leise“ Musik, doch von ungeheurer Ausdruckskraft. Renbourn lässt sich beizeiten von sparsamer Percussion, einer Flöte, Geige und Viola begleiten, nur ganz selten greift er zur elektrischen Gitarre. Bonustracks: ein Alternativ-Take mit Gesang und drei Stücke von Pentangle. Edlen Rittern und Burgfräuleins, die momentan auf Mittelalter-Rock abfahren, sei für die romantischeren Momente des Lebens dieser akustische Streifzug ans Herz gelegt.

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