Bee Gees-Impressario Robert Stigwood hat sich mit John Stewart einen Künstler für sein Label unter den Nagel gerissen, der eigentlich gar nicht zu ihm paßt. Denn Stewart hat weder mit Disco noch mit Glanz. Gloria und Glitzer was am Flut. Ende der sechziger Jahre war er sogar politisch engagiert, was er allerdings im Laufe der Jahre offensichtlich abgelegt hat. Von 1961 bis 1968 spielte John Stewart beim legendären Kingston Trio, dem Wegbereiter für Gruppen wie Peter Paul & Mary oder First Edition und Sänger wie John Denver und Jim Croce.

Stewarts zweite LP für Stigwood hat nun mit Folk und dergleichen kaum etwas zu tun. Er hat sich mittlerweile an einer elektrischen Gibson eingespielt und macht blitzsauberen Mainstream-Rock im kommerziellsten Sinne. Für die Produktionsassistenz sowie ein paar Gitarrenstimmen und den Background-Chor holte er sich Stevie N’icks und Lindsey Buckingham von Fleetwood Mac ins Studio. Und genau im macschen Sinn ist auch diese Platte produziert, obwohl John Stewart über ausgezeichnetes Eigenmaterial verfügt. Seine Songs mußten aber wohl zeitgemäß verpackt werden. Und so erinnert er auch ein bißchen an Walter Egan (wo Stevie und Lindsey den gleichen Job hatten), klingt bei .,Lost Her In The Sun“ wie ein Mittelding aus Glen Campbell und Bruce Springsteen und zieht bei „The Spinning Of The World“ alle Fäden seiner Folk-Tradition. Einige Gesangslinien erinnern sogar an den Country-Outlaw Waylon Jennings. Und trotzdem hat diese Platte soviel originellen Charme, strahlt sie so viel Ruhe und Wärme aus, ist sie muskalisch vom Besten, was die letzten Jahre hergegeben haben. John Stewart war bei der Produktion dieser Platte offensichtlich in der Lage, seine zwanzigjährige Erfahrung im Shwobusiness so einzusetzen, daß unterm Strich eine optimale Platte seines musikalischen Genres herauskam. Stevie Nicks Harmony-Vocals spielen dabei zwar eine bedeutende Rolle keine klingt reiner -, aber was wären Kaliforniens Musiker, wenn sie nicht so fest zusammenhalten würden?