Johnny Cash :: American VI: Ain’t No Grave

Heimgang einer Ikone: Die vorläufig letzten Songs des großen Country-Sängers sind ein Resonanzraum der Hoffnung.

„Es gibt keine Macht, die mich im Grab halten wird, wenn ich die Trompete höre“, singt Johnny Cash gleich zu Beginn dieses Albums, und es handelt sich um die Trompete des Erzengels Gabriel, dem Boten der guten Hoffnung. Mit dem Traditional „Ain’t No Grave“ kehrt der 2003 verstorbene Johnny Cash ein letztes Mal mit „neuen“ Songs aus der Zusammenarbeit mit Rick Rubin zurück auf den Plattenteller. Der sechste Teil der AMERICAN-Sessions ist zur selben Zeit wie die 2006 auf AMERICAN V veröffentlichten Songs entstanden, mit nahezu derselben Mannschaft in Cashs Cabin in Henderson, Tennessee. Es wird natürlich niemanden überraschen, wenn eines Tages aus den Konkursmassen derer, die heute als Major Companys firmieren, doch noch ein paar unveröffentlichte Cash-Songs in die Download-Stationen im Netz purzeln – doch fürs Erste sind das hier letzte Worte und Lieder. In Sound und Stimmung schließt AIN’T NO GRAVE direkt an den Vorgänger an, eine Sammlung von Reflektionen über das Leben und die Freundschaft, über Verlust, Sterben und Erlösung, verteilt auf neun selbstmitleidslose Coverversionen und die Eigenkomposition „First Corinthians“. Johnny Cashs Aufnahmen von „Ain’t No Grave“, von Sheryl Crows „Redemption Day“ und dem hawaiianischen „Aloha Oe“ sind Intensivstationen in dieser finalen Songkollektion. Die Band spielt mit geradezu christlichem Understatement, Cashs Stimme pendelt wie ein schwerer Stein über diesen Songs, manchmal mag man dem Band nicht mehr vertrauen, das diesen hält, aber der Herr wird seine schützende Hand über dieses Unternehmen gehalten haben, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Verglichen mit den frühen AMERICAN-Alben, die mit weit entfernten Coverversionen überraschten (Depeche Mode, Nine Inch Nails, U2 und in gewisser Weise auch Will Oldham), kommt AIN’T NO GRAVE einem Heimgang ins vertraute Revier gleich. Vielleicht ist die Stimme des einst stolzen Patriarchen Cash noch eine Idee brüchiger geworden, man mag das zu Beginn von „Ain’t No Grave“ und in Kris Kristoffersons „For The Good Times“ hören, es hebt diese Songs nur auf eine neue Stufe. Und dann packt Johnny Cash uns mit seinem von der Krankheit angekratzten Bariton noch ein letztes Mal in die große Heizdecke, dass wir uns wärmen an der Hoffnung, die aus diesen Liedern spricht. Man musste den Abschied nicht so schwer nehmen, der Man In Black wird in seinen Songs unter uns bleiben. „Don’t look so sad / I know it’s over / but life goes on / and this old World will keep on turning“ („For The Good Times“).