Johnny Marr & The Healers – Boomslang
Wer so lange wartet, hat entweder ein schlechtes Gewissen, eine Schreibblockade oder Angst. Letzteres durfte am ehesten für den Ex-Smiths-Gitarristen gelten, der jetzt – 16 Jahre nach dem Ende der Smiths – erstmals im Alleingang antritt und dadurch angreifbar wird. Bislang galt Marr als lebende Legende: einer der einflussreichsten Gitarristen, die die Insel in den letzten fünf Dekaden hervorbrachte. Trotzdem ist er in den späten Achtzigern abgetaucht, wohl wissend, dass jede neue Band immer nur mit den Smiths verglichen worden – und vorzeitig zum Scheitern verurteilt gewesen wäre. Also hat er sich auf Session-Jobs gestürzt, Tom Jones, The The, Oasis und Bryan Ferry begleitet. Was ihm aber zu langweilig wurde. Das Problem war nur: Niemand wollte Marr unter Vertrag nehmen und kaum einer entsprach den hohen Ansprüchen, um bei ihm mitzumischen. Bis er Kula Shaker-Basser Alonza Bevan und Who-DrummerZak Starkey traf, die Rolle des Sängers übernahm und bei einem Indie anheuerte. Für Marr ein monumentaler Schritt – was sich von seiner Musik nicht behaupten lässt. Die zeigt ihn als gestandenen Rocker, der auf „Boomslang“ die Misere des Brit-Rocks dokumentiert – das stete Zurückblicken auf übermächtige Vorbilder, das Zitieren von Beatles, Stones, Who und Faces. Ohne einen Hauch von Identität und Originalität. Marr jagt seinen dünnen Gesang durch jede Menge Effektgeräte und verlässt sich auf schwer psychedelische Riffs. Dabei entstehen Songs wie „The Last Ride“, für den die Gebrüder Gallagher töten würden. Auch wenn er wie der Rest nur schnödes Mittelmaß ist: wuchtiger, sphärischer Rock mit eingängigen Melodien. Aber halt überhaupt nichts Neues. www.jmarrcom
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