Jonathan Wilson :: Gentle Spirit

Der unterschätzte Singer/Songwriter nutzt die Gelegenheit zum großen Auftritt.

Nur wenige kennen Jonathan Wilson, aber die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass ihn viele schon einmal unbewusst gehört haben. Zum ersten Mal fiel er in den 90er-Jahren auf, als Mitglied der Band Muscadine. Sein erstes Soloalbum Frankie Ray hätte vor vier Jahren erscheinen sollen, wurde auch vorab an die Presse geschickt, kam dann aber nie offiziell auf den Markt. Den Frust darüber kompensierte das Multitalent als Gastmusiker und Produzent für Bert Jansch, Josh Tillman, Vetiver, Elvis Costello und Dawes. Seine schön in Richtung Donovan umgeleitete Version von Madonnas „La Isla Bonita“ verdient auch besondere Erwähnung. Und nun das hier. Wilson nimmt sich Zeit. Gentle Spirit ist ein langes Album. Es dauert 78 Minuten. Mehr als die Hälfte der 13 Kompositionen sind über sechs Minuten lang. Das hat den Vorteil, dass man sich in sie fallen lassen kann, bevorzugt zu später Abendstunde. Dann entfalten diese von Folk, Psychedelia, Soft Rock, Soul und Country beeinflussten Balladen ihre volle Wirkung. Richtig zu erklären, was hier abgeht, ist schwierig, weil sich Wilson nur selten konventionellen Songstrukturen nähert. Ein wichtiger Aspekt: Der Mann ist Naturbursche und hat eine Schwäche für Canyons, was sich anhand vieler Songtitel leicht erschließt. Also den Rucksack umschnallen, den Player einschalten und mit Wilson auf Wanderung gehen. Man sollte mit dieser exzeptionellen Musik unbedingt allein sein.

Key Tracks: „Desert Raven“, „Woe Is Me“, „Magic Everywhere“