Joni Mitchell :: Shadows & Light

DVD

Große Songkunst, aufstrebende Jazzkoryphäen und ein Hosenanzug.

SHADOWS AND LIGHT Ist das audiovisuelle Pendant zu Joni Mitchells gleichnamigem zweitem Live-Album. Aufgezeichnet im September 1979 im County Bowl in Santa Barbara, einer Art kalifornischem Gegenstück zur Berliner Waldbühne, zeigt es die First Lady des gehobenen Singer-Songwriter-Pop mit der damaligen Elite des jungen Jazz: Pat Metheny (git.), Lyle Mays (keyb.), Jaco Pastorius (bass), Michael Brecker (sax) und Don Alias (drums). Das Publikum an diesem warmen kalifornischen Spätsommerabend sieht aus. wie für einen 70er-Jahre-Surf-Hippiemovie gecastet: blonde Girls in leichten, wallenden Gewändern und braungebrannte junge Mattenträger mit durchtrainierten blanken Oberkörpern. Frau Mitchell ist ihrem Anhang und ihrer Band modisch voraus – ihre Dauerwelle und ein blaugrüner Kniebundhosen-Anzug mit ausladenden Schulterpolstern wirken in der Rückschau wie Vorboten auf die Stil-Verbrechen der Eighties. Ähnlich seltsam muten für heutige Betrachter die Filmchen mit Ausschnitten aus James Dean- und Chuck Berry-Streifen an, die zwischen die Konzertaufnahmen geschnitten sind, geradezu bizarr sogar ein Clip, der Joni beim Eiskunstlaufen zeigt. Das war’s dann aber auch schon mit den Merkwürdigkeiten: Was die Kanadierin und ihre Fusionfreunde musikalisch treiben, bewegt sich auf allerhöchstem Niveau. Mitchells Songs mit ihren komplexen Harmonien und subtilen rhythmischen Wendungen sind alles andere als leicht auf der Bühne umzusetzen – die Nuanciertheit, mit der die bei aller individuellen Virtuosität angenehm uneitel agierenden Musiker sie hier inszenieren, ist schlicht verblüffend. Sparsam geht es leider in der Bonus-Sektion zu – eine Galerie mit Backstage-Schnappschüssen – das war’s auch schon.