Julien Baker & Torres
SEND A PRAYER MY WAY
Matador/Beggars/Indigo (VÖ: 18.4.)
Superband? Nein, aber ein Superduo, das widerständigen, queeren Country spielt.
Früher ging es Künstler:innen vor allem darum, so schnell wie möglich die Country-Schublade zu verlassen, siehe Taylor Swift. Und heute? Wer es im Jahre 2024 und 2025 schaffen will, der rennt mit offenen Armen direkt nach Nashville – Beyoncé und Post Malone haben es jede:r auf ihre ganz eigene Weise vorgemacht, mal am Establishment vorbei wie Queen Bey, mal mitten rein ins Herz von Nashville wie Postie.
Julien Baker (of Boygenius-Fame) und Torres zeigen wiederum ihren ganz eigenen Weg. Beide sind queere Ikonen, die einst in fundamentalreligiösen Communities im Deep South aufgewachsen sind. Unter Indie-Musiker:innen nicht unbedingt eine sehr übliche Originstory. Da liegt es irgendwie nahe, mal zusammen etwas zu starten – und so entstand SEND A PRAYER MY WAY.
Das Ergebnis ist eine Neuinterpretation von dem, was Outlaw Country im Jahr 2025 bedeutet. Dementsprechend ist das Album auch nicht in Nashville entstanden, sondern im Künstlerstädtchen Marfa, Texas. Die trockene Wüstenluft Marfas scheint fast durch die tröstlichschönen Songs zu wehen. Baker und Torres verzichten auf elektronische Spielereien und Crossovermomente mit Rap, wie sie andere widerständige Countryneuerfinder:innen produzieren. Nein, vom Sound her bleiben die beiden klassisch – Westerngitarre, emotionale Duette, und ab und an auch mal eine Fidel (wie zum Beispiel auf „Bottom Of A Bottle“). Aber trotzdem schaffen sie es, aus den Elementen des Outlaw Country etwas Eigenes zu schaffen, warm, umarmend, entwaffnend ehrlich. Groß!
Welche Alben im April 2025 noch erschienen sind, erfahrt ihr über unsere monatliche Veröffentlichungsliste.