JuneTabor – An Echo Of Hooves

Kollege Elvis Costello forderte einst: „Wer June Tabor nicht mag, sollte das Musikhören besser gleich ganz bleiben lassen.“ Trotz des Lobes aus berufenem Munde und unzähligen ahnlichen Elogen fristet die Engländerin auch nach 30 Karrierejahren das Dasein eines gut gehüteten Geheimnisses. Außerhalb ihrer Heimat jedenfalls. Es steht zu befürchten, dass AN ECHO OF HOOVES daran nichts ändert, vermutlich findet auch dieses kleine Meisterwerk nur den Weg zu wenigen Folk-Fans, die freilich dürfen sich über ein Schmuckstück in ihrer Kollektion freuen. June Tabor interpretiert diesmal ausschließLieh Balladen aus dem 18. und 19. Jahrhundert, die im Grenzgebiet zwischen England und Schottland bzw. im amerikanischen Appalachengebirge entstanden sind. Dabei begeistert die Ausnahmesängerin mit ihrem geheimnisvollen Alt und einem sicheren Gespür für Dramaturgie. Die von ihr besungenen Schauermärchen sind so gruselig, dass sie so mancher Gothic Novel zur Ehre gereichen würden. Die finstre Moritat „Bonnie James Campbell“ beispielsweise erzählt von einem FrischvermähUen, der mit Helm und Schwert in die Highlands reitet und nicht mehr heimkehrt, nur sein Pferd findet mit blutverschmiertem Sattel zurück. In der Horrorgeschichte „Fair Margaret And Sweet William“ geht es um eine verschmähte Liebhaberin, die aus Kummer stirbt und den Angebeten später als Geist heimsucht. Und „The Battle Of Otterburn“ handelt von einem Gemetzel zwischen verfeindeten Lords. All das trägt June Tabor so ausdrucksstark und verstörend vor. dass sie den Hörer tatsächlich das Fürchten lehrt. Schaurig schön.

www.junetabor.co.uk