Justus Kohncke – Doppelleben :: VÖ: 31.1.

Man hat’s ja heutzutage als elektronischer Musiker nicht mehr so leicht, weil alle Abgrenzungsschlachten gegen Indie und Rock geschlagen sind und weil die, von denen man sich abgrenzen will, sich ohnehin einen Scheiß dafür interessieren, dass irgendjemand sich von ihnen durch irgendwas abgrenzen will. Also kann man schön im eigenen Saft schmoren und zeigt der eigenen „Szene“, was man so alles drauf hat. Die Tendenz geht zum vokalen Pop-Schlager auf einem Elektronik-Fundament mit scheinromantischen Liebestexten. Das kann dann bei Justus Kohncke eine kuschelige Ballade sein („Herz aus Papier“, „Alles nochmal“), die auch von Blumfeld stammen könnte, aber dann irgendwie doch nicht, weil dich ein sanftes Pluckern und ein dezentes Zirpen ständig daran erinnern, dass das hier kein Indie-Pop ist, der aus dem Geist der 68er Generation erwachsen ist. Nein, das ist schon Elektronik. Was Kohncke mit DOPPELLEBEN meint, ist die friedliche Koexistenz von Elektronik-Schlagern, funky Disco-Stompern („Schwabylon“, „Timecode“) und spooky Ambient-Tracks („Mu Arae“), die auf dem vom Aussterben bedrohten Gesamtkunstwerk „Album“ nicht unbedingt flow-dienlich nebeneinander stehen, aber für sich allein genommen schon eines sind: ziemlich gut.

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