Kante :: Kante Plays „Rhythmus Berlin“

Ob Chanson, Rockballade oder Country schlurf: Die Hamburger Kapelle bleibt gewissermaßen straight edge und sich selbst der prächtigste Palast.

Was hat verhindert, dass das hier schiefläuft? Kante, die Band, die sich zuletzt in ein besonders enges Studiogestellt hatte, um als Band wieder zu sich zu finden (und so mit die tiere sind unruhig das ME-Album des Jahres 2006 abzuliefern), ging nun also ans Theater. Nun, nicht ganz: Peter Thiessen, Kopf der Band, ging dorthin. Da hört man freilich seinen Weil! trapsen, Waits und Burroughs, Element OfCrime und Leander Hausmann … Doch Thiessen bringt keinen Brecht und keinen Burroughs. ErschriebeigeneTexte und einen Teil der Musik für eine Revue im Berliner Friedrichstadtpalast. Da sieht man auf Stichwort vielmehr schlanke Beine fliegen. Allerdings hat Thiessen auch seinen Stücken zu „Rhythmus Berlin“ eine tiefe Melancholie eingepflanzt. Und er hat in der zu Grunde liegenden Geschichte zweierVerliebter.diesichineinerSpätvorstellungvon Walter Ruttmanns Stummfilmdoku-Kiassiker „Berlin-Sinfonie einer Großstadt“ (1927) begegnen und dann in der heutigen, nicht weniger rumorenden Hauptstadt suchen, genügend Anknüpfungspunkte gefunden, um das lyrische Spiel in den ihm vertrauten Themenkreisen fortzusetzen. „Das Thema Stadt hat seit jähren einen festen Platz auf unseren Platten. Louesongs sowieso“, sagt er selbst. Und wo wohnen denn die unruhigsten Tiere und die schlimmsten Zombies. wenn nicht in der großen Stadt?! Thiessens Hausband ließ sich schließlich überzeugen, acht deri8 Revuenummern für eine eigene Platte einzuspielen (nur Keyboarder Thomas Leboeg hatte keine Zeit, Michael Mühlhaus half aus). Kante gingen wieder ins ChezCherie Studio und waren ohne Probe und fast ohneOverdubs einfach nur diese ganz und gar großartige Band auf der Höhe ihrer Zeit, die so gewiss und sicher wie sensibel und neugierig arrangiert und spielt und sich wie im Schlaf findet. Zwar ist kante plays „Rhythmus Berlin“ auch ein Spiel mit den Stilen. Doch obwohl sich die Hamburgergleich an zweieinhalb Chansons, einerCountryballade, einem echten Blues und kaum weniger klassischen Rocksongs versuchen, werden daraus doch unverwechselbar Kante-Stücke. Vor allem Peter Thiessens Gesang tut die Herausforderung gut, er phrasiert abwechslungsreicher, traut sich zu schmettern, schnappt einmal sogarfast über. Was sich über kante plays „Rhythmus Berlin“ aber vor allem Gutes sagen lässt, ist: Auch ohne Schauspiel, Stummfilm und Berlin bestehtdiese Platte. Sie folgt die tiere sind unruhig wie selbstverständlich. Es sind dies die nächsten festen Schritte einer momentan beeindruckend starken Band. Was also hätte da bitte schieflaufen sollen? VÖ: 9.3.>» www.kantemusik.de