Kevin Rowland – My Beauty
Das Cover von MY BEAUTY: eine visuelle Zumutung. Jedenfalls für Menschen, die das Wort „Ästhetik“ mit Inhalt füllen können. Aber er ist es wirklich: Kevin Rowland, der Mann, der die Dexy’s Midnight Runners war. Die singende Hochwasser-Latzhose aus den 8oern: jetzt neu als Fummel-Trine. Keine Strapse, dafür halterlose Strümpfe. Was passiert? So einiges. Nach dem Ende der Dexy’s war auch mit dem Erfolg für Kevin Rowland Sense,“Come On Eileen“, sein größter Hit und eigentlich kein schlechter Song, wurde hundertfach auf Samplern getötet, die wahlweise „Feten-Hits“ oder „Feten-Kracher“ heißen, und dann hat Rowland mit allerlei Drogen herumexperimentiert. Die er samt und sonders überlebt hat. 46 ist er mittlerweile, und augenscheinlich mit der großen Lust an der Verkleidung unterwegs. Was aber, und das wird spätestens mit dem zweiten Hören dieses Albums klar, rein äußerlich ist. Innerlich ist Rowland aufgeräumt wie lange nicht mehr, blitzeblank ist’s in ihm drin, alles piccobello. Und so hat er denn für MY BEAUTY elf seiner liebsten Lieder gecovert: ein paar, von denen man’s vermutet hat,“The Guys in Love With You“ von Bacharach/David etwa oder „The Long And Winding Road“ von Lennon/Mc-Cartney- aber eben auch einige, die jeder irgendwie beschwingt mitsummen kann, ohne zu wissen, vom wem sie eigentlich sind.“Daydream Believer“ gehört dazu, komponiert vom Singer/SongwriterJohn Stewart – und „Concrete And Clay“, geschrieben vom Duo Parker/Moeller und 1965 ein Hit von Unit Four Plus Two, ist auch einer von Rowlands Favoriten. Nonchalant, zuweilen nölend und immer näselnd singt er sich durchs Lieblings-Repertoire, die Produktion ist einfach, in ihrer Simplizität aber perfekt und überhaupt gibt’s nur einen Ausfall zu beklagen: den Opener. Bei „The Greatest Love Of AH“, von Whitney Houston seinerzeit bis zur Unkenntlichkeit verkitscht, kann auch Rowland – halterlose Strümpfe hin, Perlenkette her – nichts mehr reißen. Schämen muss sich für MY BEAUTY trotzdem nur eine(r): die Plattenfirma, die sich weigerte, das Album in Deutschland zu veröffentlichen. Die Eselskappe aufgesetzt und ab in die Ecke! (web) 4 denen Rakim jede lyrische Inspiration vermissen lässt, sind allenfalls Durchschnitt. Was das Album vor dem völligen Untergang rettet, sind Songs wie „When I B On Tha Mic“, das perfekt von in von DJ Premier (Gang Starr) in Szene gesetzt wurde und „Flow 4 Ever“ (produziert von Clark Kent). Hier läuft Rakim, dem wir unvergängliche Meisterwerke wie „FollowThe Leader“ und „Don’t Sweat The Technique“ zu verdanken haben, zu alter Form auf und verteilt mit gewohnter Selbstsicherheit Lob und Tadel. Zu den positiven Ausnahmen vom grauen Rest zählen außerdem Stücke wie die deutlich an Old-School-Tage angelehnten „It’s The R“ und „Real Shit“. Völlig überflüssig sind dagegen laue R&B-Nummern wie I’ll Be There“.
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