King Crimson – Cirkus

Daß King Crimson in ihren Anfangstagen die erste Band war, die überzeugend die Synthese zwischen Avantgarde, Kunst-Rock und Kommerz schaffte, ist unbestritten. Daß es diese Band trotz zahlreicher Umbesetzungen und interner Streitigkeiten geschafft hat, auf beinahe allen ihren Veröffentlichungen ein hohes musikalisches Niveau zu halten, ist ebenfalls keine Frage. Und daß King Crimson in diesem Jahr ihr 3ojähriges Jubiläum begehen, ist ein Grund zum Feiern. Nur: Warum erscheint zu diesem Anlaß eine Live-Doppel-CD, obwohl King Crimson bislang auf sämtlichen Live-Veröffentlichungen bewiesen haben, daß sie nicht in der Lage sind, die magische Atmosphäre ihrer Konzerte auf Tonträger zu bannen? Und, was am Schlimmsten wiegt: Warum steht Cirkus dieser Tradition in nichts nach? Zu hören sind auf diesem exklusiven (und nicht eben preisgünstigen) Doppeldecker bislang unveröffentlichte Live-Aufnahmen der Jahre 1969 bis 1998, mit sämtlichen King Crimson-Besetzungen. Zudem legalisierte Crimson-Kopf Robert Fripp hierfür Bootleg-Mitschnitte, indem er sie kurzerhand remastered hat – doch an der Qualität der Aufnahmen ändert das nichts: King Crimson im Konzert gniedeln liebend gerne in Endlos-Improvisationen vor sich hin, ihre auf Platte häufig filigranen und komplexen Stücke erwiesen sich vor Publikum nicht selten als lieblos und kalt vorgetragene, ordinäre Rocker. Was zur Folge hat, daß Fripp & Co. ihr Jubiläum dadurch entweihen, daß sie Art Rock-Klassiker wie „Ladies Of The Road“, „In The Court Of The Crimson King“ oder „Starless“ zu dumpfen Heavy-Stampfern degradieren. Wer King Crimson in seiner fulminanten Gänze erfahren will, dem sei die 4-CD-Box FRAME BY FRAME: THE ESSENTIAL KING CRIMSON ans Herz gelegt.