King Crimson – Discipline

King Cnmson? Wer Robert Fripp kennt, wird sich auch denken können, daß es eine höchst ausführliche und verschlungene Erklärung dafür gibt, wieso der Name dieser fast schon legendären Band 1981 wieder auftaucht. In der Vermutung, daß dies – wie bei Fripp üblich – auf dem Plattencover nachzulesen sein wird, beschränke ich mich darum auf einen Kernsatz: „King Crimson ist eine Art, Dinge zu tun.“ (Bei Redaktionsschluß lag nur eine Vorab-Cassette vor.) Vier brillante Techniker arbeiten hier im Spannungsfeld zwischen Fripps Demonstrationen einer reduzierten Rockmusik (jenen als Frippertronics bekannten Endlosschleifen voller Gitarrensounds sowie den kurzangebundenen Tanz-Rhythmen des League Of Gentlemen-Intermezzos) und dem mondänen Ableger des New York-Funk. Letzterer repräsentiert nicht zuletzt durch Gitarrist Adrian Belew, vorher Sideman u.a. für David Bowie und die Talking Heads. Wen wundert es da, wenn er seinen gekonnt exaltierten (Sprech)-Gesang genau an die neurotische Eleganz der von Bowie und David Byrne vorgezeichneten Artikulationsform anlehnt. Bill Bruford bediente bekanntlich schon in einer der ständig wechselnden KC-Formationen zu Anfang der 70er das Schlagzeug und Tony Levin (bg, stick) kennt man unter anderen als Sessionmann von Peter Gabriel.

Die Produktion lebt von der Wechselwirkung zwischen nervöser Akkuratesse und relaxten Schüben. Entweder ist es Fripp, der seine Gitarrentreatments in ein musikalisches Ruhepolster hineinschießt, oder die Band legt ihre Funk-Basis zur Disziplinierung aus und läßt sich vom Meister eine beruhigende Frippertronics-Welle drüberlegen. Trotzdem zuckt und swingt es an allen Ecken. Zwei Titel, „Elephant Talk“ und „Thela Hun Ginjeet“ gerieten ins modisch-afrikanische Flair der letzten Talking Heads-LP – falls man dies als Nachteil werten will. Aus dem vordergründig rhythmischen Konzept fallen dafür zwei Edel-Balladen, von denen „Frame By Frame“ entfernt an Bowie erinnert.

Insgesamt eine stilvolle, straffe Produktion, cool, aber nicht kalt. Damit wäre DISCIPLINE nicht mehr nur allein ein Lieblingswort Robert Fripps, sondern hier auch Synonym für tolle Musik.