Kiss of Death –

Der Typ sieht aus wie der Vorstopper der irischen Nationalelf. Klein, knubbelig und rothaarig. Dazu eine käsegelbe Haut, die Augen rot wie ein hochgezüchtetes Karnickel und schließlich die devote, gebeugte Körperhaltung des ewigen Verlierers. Wenn die Kamera allerdings voll auf sein Gesicht hält und sich der Blick Jimmys frontal auf die Linse richtet, wird es richtig ungemütlich im Kinosaal. Dann nämlich ist er ein eiskalter, brutaler Stecher mit Kraft und Personality: die Verwandlung eines Durchschnitts-Dödels zum Leinwand-Pitbull. Wobei das nur einer der Gründe ist, weshalb ‚Kiss Of Death‘ zu den packenden Thrillern der Saison zählt. Plot: Jimmy (David Caruso, Serienheld von N.Y.P.D. Blue) hat eine üble Vergangenheit hinter sich und eine halbwegs harmonische Zukunft mit Frau (Helen Hunt) und Kind vor Augen. Eines Nachts bittet ihn sein Cousin Ronnie um einen Gefallen: Er soll helfen, ein paar Autos zu verschieben, ganz easy. Jimmy trifft die Fehlentscheidung seines Lebens: Er willigt ein. Natürlich läuft alles schief. Jimmy wird von der Polizei gefaßt, der Mordversuch an einem Polizisten ihm zur Last gelegt. Eine Zukunft hat er plötzlich nicht mehr, doch ein zynischer Staatsanwalt macht ihm ein Angebot: Jimmy soll sich als V-Mann in die Bande eines Psychopathen einschleusen lassen. Richard Price schrieb das Drehbuch des kunstvoll verschachtelten Thrillers, der auf dem Film Noir-Klassiker von Henry Hathaway (1947) basiert. Price, einer der besten Thriller-Autoren Amerikas, kümmerte sich nicht sonderlich um das Original: „Ich wollte Tempo, vielschichtige und widersprüchliche Charaktere sowie ungeschminkten Realismus.“ Das ist ihm gelungen, womit es nun schon zwei gute Gründe gibt, den Film zu mögen. Der dritte Grund schnauft kurzatmig wie ein gestrandeter Wal und hängt oft an der Theke eines Striptease-Tempels herum: Nicolas Cage, als Psycho-Freak ein Volltreffer. Caruso gegen Cage, das ist das Duell des Films. Und weil beide zwei ganz hervorragende, würdige Gegner sind, ist der Film-Fight auch spannend bis zum letzten, sehr verblüffenden Moment.