KMFDM – Explosiontotenkopfbombespiralefaustaufdentisch
KMFDM werden sich in diesen Tagen des öfteren an die Bedeutung ihres Namens erinnern. „Kein Mitleid für die Mehrheit“ war im Gründungsjahr 1984 der Schlachtruf gegen einen seuchenhaft verbreiteten, schmusigen Elektronik-Pop,“Rip The System“ die Parole und heftige Gitarren-Attacken das Mittel zum Umsturz. An schöngeistigen Firlefanz mußte man keinen Gedanken verschwenden. Was sich zweifelnd in den Weg stellte, wurde mit geballter elektronischer Kraft aus selbigem gepustet. Und heute? Wo ist das Feindbild, wo die Mehrheit? Da tummeln sich Bands wie Daft Punk oder die Chemical Brothers in den Charts, da werden – so scheint’s – Pioniere wie KMFDM ungläubig ins Basislager zurückkehren und mutige Vorstöße anderen überlassen. Nach zwei gewohnt harten, aber eher durchschnittlichen Platten unternehmen KMFDM den Versuch einer Neuorientierung. Naja, nicht wirklich neu. Der Blick der Band schweift zurück. Was damals gut war, kann heute nicht viel schlechter sein. So klingt’s immer wieder nach (ultraschlechtgelaunten) Depeche Mode auf Breakbeats, nach DAF, Nitzer Ebb. Die früher übermächtige Gitarre ist jetzt merklich zurückgedrängt, das Tempo reduziert, ohne daß KMFDM deshalb an Härte einbüßen. Echte Überraschungen finden sich nicht. Noch ist Mitleid mit der Minderheit nicht angebracht.
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