Kraan – Through

In den Siebzigern galten Kraan als die etwas anderen Krautrocker: keine bierernsten Pink-Floyd-Klone mit bedeutungsvollen Texten und gigantischen Keyboard-Aufbauten, sondern jazznahe Improvisateure mit einem gesunden Sinn für funky Beats und sonderbare Songtitel. „Holiday am Marterhorn including Gipfelsturm“ oder „Gut und richtig“ nahmen die Dada-Ästhetik der Neuen Deutschen Welle vorweg; allerdings nur verbal, denn als virtuose „musicians‘ musicians“ waren Hellmut Hattler, Jan Fride, Ingo Bischof und Peter Wolbrandt von ganz anderem Kaliber. Hattler musste „Riebe’s Fachblatt“ mehr als einmal gestehen, welches Saitenfabrikat er bevorzugte, um seinen Basssound hinzukriegen, und ambitionierte Nachwuchs-Tieftöner hatten neben Stanley Clarke und Jaco Pastorius auch Kraan Live im Plattenschrank stehen. 1990 war die Show vorbei, Hattler widmete sich fortan Tab Two, Fride trommelte gelegentlich bei De-Phazz. Lobenswert, dass Kraan auf ihrem Comeback-Album Through nicht zwanghaft die instrumentalen Hexenmeister rauslassen, die neun Songs atmen meistens ein deutlich zeitgemäßeres Understatement. Natürlich haben sich Kraan nicht rundum neu erfunden, ihre langen Instrumentalpassagen sind in nicht-elektronischer Musik heutzutage eher eine Seltenheit. Hätten sie mehr unaufgeregte, aber dennoch knackige Tracks wie „Run Sonny Run“ und „Soul Keeper“ im Repertoire, wäre Through mehr als nur ein angenehmes Album.

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