Kraftwerk :: Kraftwerk And The Electronic Revolution

Elektronik: Deutschlands Klang-Avantgarde, historisch aufgerollt

„This Film is not authorised by Kraftwerk“ steht gut leserlich auf der Cover-Rückseite. Eine Information, die Kennern von Kraftwerk nur ein ganz müdes Lächeln aufs Antlitz zaubern wird. Es wäre ja auch einem mittleren Wunder gleich gekommen, wenn Ralf Hütter und Florian Schneider-Esleben eine wie auch immer geartete Retrospektive vertrauensvoll abgenickt oder gar unterstützt hätten. Doch auch wenn die beiden Einsiedler aus Düsseldorf keinerlei Beitrag zu „Kraftwerk And The Electronic Revolution“ geleistet haben, ist den Machern eine außergewöhnliche Dokumentation geglückt. Nicht nur eine über Deutschlands Elektronik-Pioniere Kraftwerk, sondern gleich eine ganze historische Aufarbeitung von den Anfängen der Klang-Avantgarde deutscher Prägung bis heute. Dazu braucht es weder einen Hüttcr noch einen Schneider-Esleben. Das besorgen mal eben Zeitgenossen wie Klaus Schulze, Conrad Schnitzler, Hans Joachim Roedelius und Dieter Moebius. Aber es tauchen auch obskure Figuren auf: etwa das ehemalige Kurzzeit-Mitglied Klaus Röder (1974/75). Oder Klaus Löhmer, Ton-Ingenieur des ersten Kraftwerk-Albums. Nicht zu vergessen: Karl Bartos, der von 1975 bis 1991 mit im Boot war. Aber auch Soft Cells Dave Ball und Blitz-Club-DJ und Visage-Gründer Rusty Egan veranschaulichen, warum sie Kraftwerk und den gesamten Kraut-Rock-Zirkus von Amon Düül 11 über Can und Tangerine Drcam bis hi n zu Xhol Caravan als maßgeblichen Einfluss begreifen. Geredet wird ohnehin viel. Mitunter zu viel. Mit Clip-Ausschnitten spart die dreistündige Doku hingegen, doch wenigstens gibt es ein paar Bonus-Features: ein fünfminütiges namens „The Düsseldorf Scene Versus The Berli n Scene“, ein zehnminütiges mit einem Bartos-Interview sowie Biografien sämtlicher Kommentatoren.