Kurz Und Klein
Spinal Tap sind „zurück“. Es gibt ein neues Album und ich sollte vielleicht an dieser Stelle ein paar Worte darüber verlieren. Aus diesem Anlass könnte man auf den Zug aufspringen (natürlich ist die Versuchung groß, ein Foto mit Perücke und Flying-V-Gitarre zu machen) und sich dem Thema „humorvoll“ nähern. Oder man konnte einen Moment nachdenken. Will man wirklich dazu beitragen, einen Witz wieder und wieder zu erzählen? Ist nicht „This is Spinal Tap“ genau deshalb so grandios, weil der Humor im Film nie „haha“-lustig ist? Weil sich die Handlung so nah an der Wahrheit entlanghangelt, dass einem das Lachen oft im Halse stecken bleibt? Bei „Die nackte Kanone“ mag man Fortsetzungen begrüßen, bei Spinal Tap aber ist alles gesagt. BACK FRUM THE DKAII (The Label Industry Records/Essential Music/Soulfood) ist nicht lustig. Es ist – und was sollte es anderes sein? – ein Album, auf dem über 66 Minuten jedes Klischee der Rockmusik der 70erund 80er-Jahre „augenzwinkernd“ aulgegriffen wird: Übertrieben dynamische Soli, mystische Chorgesänge, lächerliche Texte, etc. Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass schlechte Musik schlechte Musik bleibt – mit wenigen Ausnahmen. Der Film von 1984 ist so eine Ausnahme. Dieses Album nicht. Nicht zu Spaßen aufgelegt, aber ebenfalls „zurück“ ist Brodv Dillle, die von Kopf bis Fuß tätowierte Tante von der kalifornischen Emo-Punkband The Distillers. Ihr neues Projekt heißt wie das Album: SI’INERETTE (Hassle/Pias/ RTD). Die Musik pendelt zwischen einfallslosem Garagenrock, halbwegs okayem Stonerrock und mäßig innovativem 80s-Pop („Distorting A Code“ wäre nicht schlecht, würde sie nicht am Gesang scheitern). „Ich villeine lange Karriere wie Dolly Parton“, sagt sie. „Ich will eine großartige Künstlerin sein.“ Wo ein Wille ist, ist da immer auch ein Weg? Schwer zu sagen. Ich wünsche jedenfalls viel Glück (und verkneife mir das „blöde Kuh“, dass ich ihr schon 2004 nach ihrem arroganten Rumgetue im Distillers-lnterview hätte hinterherrufen sollen). Nicht ganz unvoreingenommen stehe ich auch Ben Hiirper gegenüber – seine “ Ich bin nunmal nicht Jesus, auch wenn meine Fans das denken „-Kommentare auf der PLEASURE + PAIN DVD machen mich immer noch ganz kirre. Trotzdem: Sein neuntes Studioalbum WIIITE LIES FÜR HARK TIMES (VirginUSA/EMI)istein konservativ-klassisches, aber auch druckvolles und stellenweise inspiriertes Bluesrock-Album. Wobei: Die Zeile „Now that ¿zve’ve gro-wn up, ice can jinally learn to be a child“ in der süßlichen Ballade „Skin Thin“ macht mir Gänsehaut an den Fußsohlen. Schnell weiter. Für Matt & Kim spricht, dass sie für ein Video so lange nackt auf dem Times Square herumgerannt sind, bis sie von der NYPD niedergerungen wurden. Gegen sie spricht, dass mir ihr Debüt GRAM) (Nettwerk/ Soulfood) mit all seinen hysterischen, ach-sokreativen, Brooklyn-esquen LoFi-Nerdpop-Songs auf die Nerven geht. Und ist das Nervenkostüm eh schon strapaziert, haben es auch Rancid nicht mehr leicht. Dabei hat das neue Album I.ETTHE DOMINIKS FALL (Hellcat/SPV) Bad Religions Brett Gurewitz produziert. Mehr will mir dazu nicht einfallen. Außer, dass es sich hier immerhin um die einzige zeitgenössische kalifornische Punkband handelt, die Kollege Michael Sailer gelten lässt. Und das will was heißen. Was genau das aber heißen will, weiß ich auch nicht.
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