Kvelertak

Nattesferd

Roadrunner/Warner

Black-Metal-Blastbeats und Classic-Rock-Riffs – eine unheilige, aber sehr unterhaltsame Allianz.

Anfang der 90er spielten norwegische Bands wie Burzum und Darkthrone eine nihilistische, extreme Version des bis dato dominanten Death Metal, die den Grundstein für den Sound legte, mit dem heute amerikanische Bands wie Deafheaven und Liturgy beim Hipster-Publikum punkten. Kvelertak stammen aus dem skandinavischen Heimatland des modernen Black Metal und bedienen sich dessen Stilmittel, sind aber meilenweit weg von dem oft extremen, manchmal sogar totalitaristischen Ansatz der Black-Metal-Szene der 90er, ganz zu schweigen von den rassistischen und kriminellen Tendenzen einiger ihrer Protagonisten (einfach mal „Varg Vikernes“ googeln).

Auf ihren ersten zwei Alben mischten sie für das Genre typische, rasend schnelle Blast-Beats und Erlend Hjelviks gutturales Kreischen mit Moshpit-kompatiblen Breakdowns und absolut unwiderstehlichen, leider wegen der Sprachbarriere nicht mitsingbaren Refrains. Auf NATTESFERD fügen sie dieser Kombination noch AC/DC-Bumm-Tschak-Rhythmen und grenzwertig cheesige, harmonisch gedoppelte Gitarrenriffs hinzu.

Das Ergebnis klingt wie das Äquivalent einer Metal-Wundertüte: ein bisschen Maiden (das „Run To The Hills“-eske Intro zu „Svartmesse“), ein bisschen Sabbath („Nekrodamus“), und, warum nicht, ein bisschen Van Halen (in der unterhaltsamen, aber letztlich unangebrachten Vorabsingle „1985“). Kvelertak haben drei mehr als fähige Gitarristen, und wenn deren Riffs so wunderbar ineinandergreifen wie im Titeltrack oder dem lächerlich guten Neunminüter „Heksebrann“, dann kommt man aus dem Grinsen nicht mehr heraus.