Le Ton Mité

Passé Composé Futur Conditionnel

Crammed Discs/Indigo

Aufnahmen aus dem selbst bestellten Soundgarten eines Genies: Der Amerikaner mit Wohnsitz Brüssel lässt auf diesem 50-Song-Album Folk, Blues, Jazz und Alt-Rock in seiner eigenen Grammatik zusammenfinden.

McCloud Zicmuse, Musikreisender, Instrumentenbauer, Showman, Bogenschütze, Puppenspieler. Und die Liste ließe sich um ein paar interessante Jobbeschreibungen fortführen. Man darf schon rätseln, warum der Amerikaner mit Wohnsitz Brüssel erst mit diesem Album einem größeren Publikum in Europa vorgestellt wird, Zicmuse führt die Geschäfte eines genialischen Unternehmens.

Im Projekt Le Ton Mité spinnt er nun schon über viele Veröffentlichungen eine transatlantische Erzählung voller Mysterien und kultureller Verwerfungen, die im selben Moment einlädt in den Soundgarten eines, seines Lebens. Und jetzt die 50-Song-Sammlung PASSÉ COMPOSÉ FUTUR CONDITIONNEL: 67 Minuten, in denen Folk, Blues-Verfremdungen, weit ausholende Balladen, eine Art Free-Jazz, saxy Prog-Rock-Miniaturen Seite an Seite erblühen dürfen. Und ein jubilierender Alt-Rock-„Hit“ ist mit „Space Needle“ auch dabei.

Zicmuse lässt mit seiner Band all die bekannten Signaturen dieser Musiken aber hinter dem Horizont verschwinden und rückt die Töne in seiner Privat-Grammatik neu zusammen, bis sie einen frischen Fluss finden. Das hat bisweilen etwas von der anrührenden Exzentrik eines Robert Wyatt, erinnert in den Gesangspassagen an dessen Soft-Machine-Kollegen Kevin Ayers. Und ist am Ende eine Aufnahme, die vom Wachsen kündet. Akustische Butterblümchen, wild wuchernde Lieder, seltsame Sounds aus sauberen amerikanischen Grünanlagen. Und es würde nicht wundernehmen, wenn David Lynch auf diesem „Mystery Trail“ noch eine abgehackte Hand findet.