Lee „Scratch“ Perry – The Wonderman Years

Zugegeben, die meisten kennen ihn als etwas durchgeknallten Sound-Magier, der Benzin trinkt, Bananen anbetet, einen Ententeich im Aufnahmeraum anlegt und – wenn die lieben Viecher ausbleiben – auch nicht davor zurückschreckt, das eigene Studio einfach niederzubrennen. Lee „Scratch“ Perrys Ausschweifungen gehören längst zur Reggae-Folklore, seine Aufnahmen aus dem Black Ark-Studio krönen den Klassiker-Kanon Jamaikas. Viel weniger bekannt dagegen sind Mr. Perrys alias The Upsetters frühere, aber nicht minder bahnbrechende Produktionen. The Wonderman Years stellt auf zwei CDs 49 Songs vor, die allesamt dem frühen Reggae zuzuordnen sind, einer Zeit, in der amerikanische SoulSensibilitäten auf jamaikanische Roots-Attitüden trafen, das Rocksteady-Erbe in der Echokammer neu geordnet wurde. Etablierte Sänger wie Bob Martey & The Wailers, Top-Deejays wie Dennis Alcapone und U Roy, aber auch (noch) Unbekannte wie Junior Byles, Prince Django oder Young Alcapone, der spätere Dillinger, profitierten damals von den Künsten des „Wonderman“. Lee „Scratch“ Perry hatte das Rezept des Tages: Seine Produktionen balancierten auf dem schmalen Grat zwischen Trash, Experiment und Massen-Appeal. Hits wie Junior Byles „Beat Down Babylon“ waren derart populär, dass laut einem von Perrys Kollegen „sogar jamaikanische Polizisten den Refrain mitsangen“. Während die Musik sich hin zu langsameren, Roots-lastigeren Sounds bewegte, griffen die Texte verstärkt soziale, politische und religiöse Themen auf. Lee Perry spielte dabei mit seiner Studioband, den Upsetters, den Katalysator ohne das spätere Enten-Gequake oder das Rascheln von Palmen, aber auf einem gleichmäßig hohen Standard, der einen rätseln lässt, warum manche der hier vorgestellten Songs bloß in den Plattenläden von Kingston versandet sind.

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