Legend
Legend
Das Plattencover, auf dem nichts ausser einem grossen, roten Stiefel angebildet ist, verriet eigentlich überhaupt nichts.
Trotzdem habe ich mir von dem ersten Album der mir bis dahin noch völlig unbekannten Gruppe Legend etwas ganz anderes versprochen. Vielleicht deshalb, weil man nun einmal von einer neuen Gruppe automatisch voraussetzt, dass sie auch Neues präsentiert. Insofern liefert Legend eine reife Enttäuschung. Ihre Musik ist Rock, wie er simpler kaum noch gebracht werden könnte. Die Einflüsse reichen allerdings so weit zurück, dass sie sich schon der Country Music nähern. Dagegen ist auch im Grunde genommen nichts einzuwenden, nur müssen Gruppen, die Altes, längst Dagewesenes hervorkramen und aufzufrischen versuchen, immer damit rechnen, an Originalität einzubüssen. Und genau das ist mit Legend passiert.
Dabei kann man ihnen, was ihre Musikalität betrifft, kaum etwas am Zeuge flicken. Sämtliche Titel der Platte sind gut ausgewogen und auf gekonnte Weise interpretiert. Die professionelle Verpackung des Sounds macht so einiges gut und zwingt mich zu dem Zugeständnis, dass die Platte an sich keineswegs schlecht ist. Über die einzelnen Titel lässt sich nicht viel sagen, in ihrer Monotonität unterscheidet sich kaum eine Nummer von der anderen. Das einzige Stück, das mir als etwas ausgefallenere Komposition und wegen des wirklich guten Vortrages auffiel, ist „Lorraine Part 2“, vorletzter Titel der B-Seite. Ein bisschen drängt sich der Vergleich mit Creedence Clearwater Revival auf. Wie Creedence versucht auch Legend, uns die alten Zeiten in Erinnerung zu rufen, nur dass CCR die Idee eben schon etwas früher hatte. Eigentlich schade für Legend…
Das grosse Publikum wird sich von dieser Art Musik jedoch bestimmt angesprochen fühlen, besonders die älteren Jahrgänge, die sich dadurch vielleicht in ihre Jugendzeit zurückversetzt fühlen. Man kann sich vorstellen, dass die Gruppe ohne weiteres imstande ist, einen vollen Saal anzuheizen und die Leute auf ganz „unmoderne“ Weise zum Tanzen, Klatschen und Mitsingen zu bewegen. Auch Disc-Jockeys werden das Album wahrscheinlich gern auf ihrem Plattenteller drehen, vor allem zu fortgeschrittener Zeit, wenn das Publikum müde zu werden droht. Denn im Gegensatz zu den meisten Gruppen heute macht Legend noch Musik für den Körper und nicht für den Kopf. Wer sich also wieder mal so richtig amüsieren will, ohne seine Gehirnzellen anzustrengen, soll diese Platte ruhig mal drehen.
Und wenn die Helden der Fünfziger Jahre uns das alles ja eigentlich auch schon einmal aufgetischt haben, so werden sie doch nicht böse sein, sich hier wieder einmal bestätigt zu sehen.
Weitere Nummern: Cross Country, Cheque Book, Lorraine Part 1, Nothing Wrong With Me, Somebody In Love, GoitV To, Anything You Do, My Typewriter, Fiv Years, Hole In My Pocket, Like Sleeping