Leo Sayer – Leo Sayer

Es hat den Anschein, als würde das Erfolgsrezept, das Leo Sayer und sein amerikanischer Produzent Richard Perry mit Leos vierter LP „EndlessFlight“ gefunden hatten, nicht mehr ganz so dollarträchtig einschlagen. Schon „Thunder In My Heart“ (noch nach dem Muster gestrickt: banale Texte mit gängigen Popmelodien aufwendig arrangiert und mit orchestralem Zuckerguß überzogen) lieferte außer dem Titelsong keine weitere Hitsingle, obwohl genügend Material derselben Qualität vorhanden war.

Ein dreiviertel Jahr später liegt jetzt bereits der äußerst einfallsreich betitelte (siehe oben) Nachfolger vor. Die vorab veröffentlichte Single „Dancing The Night Away“ konnte nicht einmal in den USA-Hitlisten, wo ein gut gemachter Popsong allemal die besten Chancen hat, eine winzige Delle schlagen. Irgendetwas scheint nicht zu stimmen (aber du weißt nicht, was es ist, nicht wahr, Leo?).

„EndlessFlight“und „Thunder In My Heart“ waren beeindruckend professionell gemacht, aber im Vergleich zu den Vorläufern „Silverbird“, „Just A Boy“ und „Another Year“ markierten sie einen deutlichen Verlust an persönlichem Charme. Der Sänger Leo Sayer blieb zwar durch den schwergewichtigen Produktionsaufwand und das auf Singleerfolg getrimmte, anonyme Songmaterial im Gespräch, der Texter Leo Sayer allerdings, der soviel Persönlichkeit in die Lieder seiner ersten LPs gelegt hatte, blieb auf der Strecke.

Das neue Album ist da nur ein kleiner Schritt vorwärts. Der Trend geht immerhin weg vom konfektionierten Disco-Sound, Streicher werden seltener und unaufdringlicher eingesetzt, der Gesamteindruck ist weniger pompös, sondern erdiger als zuvor. Die Creme der Los-Angeles-Studiomaffia tanzt natürlich mal wieder Ringelreihen, von David Lindley, Waddy Wachtel, Lindsey Buckinghambis Leland Sklar und Russ Kunkel; die Liste bekannter Namen ist lang.

Die Songs sind überwiegend gut, sehr melodisch, exzellent inszeniert, mit einer leichten Hinwendung zum Country-Rock, etwa in „Dancing The Night Away“ und „Stormy Weather“, dem besten der vier von Leo getexteten Songs. Es gibt da eine bärenstarke Version von Andy Fairweather-Low’s „La Booga Rooga“ und eine locker wiegende Interpretation von „Raining In My Heart“, das 1958 von dem Songschreiber-Ehepaar Bryant für Buddy Holly geschrieben wurde. Bei allen fünf Titeln der ersten Plattenseite liegt die Betonung hooks in den Refrains.

Die zweite Seite fällt etwas ab, herausragend sind nur das einfühlsam gesungene und allein von Lindsey Buckingham akustisch begleitete „Something Fine“ von Jackson Browne und „Running To My Freedom“, wieder mit einem Ohrwurm von Refrain.

Eine ausgezeichnete, diesmal verhaltener produzierte Pop-LP also, abgestimmt auf das amerikanische Publikum. Der kleine Engländer im sonnigen Kalifornien; zu erzählen hat er leider nichts mehr. Vielleicht sollte er mal den Produzenten wechseln. Trotzdem: 4