LET THEM EAT JELLYBEANS!

Im Covertext von LET THEM EAT JELLYBEANS! schreibt Dead Kennedys-Sänger Jello Biafra, daß es in den Staaten Tausende von europäisch/ britischen Importen auf dem unabhängigen Sektor gebe, jedoch umgekehrt die zahlreichen Produktionen des amerikanisch/kanadischen Underground in Europa kaum bekannt seien. In der Tat sind die Werke der betreuenden Bands bisher nur gelegentlich in einschlägigen Klein-Läden aufzutreiben gewesen, was sich jedoch nun bald ändern soll. Dafür sorgt das von den Dead Kennedys aufgezogene und in London ansässige „Alternative Tentacles‘-Labelund eben diese Platte, die mit wenigen Ausnahmen nur unbekannte Bands vorstellt.

Seite eins bringt acht Tracks, deren Schwerpunkt mehr oder weniger beim schnellen Punk liegt. Darunter gibt es einige Juwelen, z.B. die allerorts gelobten Flipper mit ihrem höchst originellen, leicht Discobeeinflußten „Ha Ha Ha“, die Feederz aus Arizona mit ihrer rüden Pop-Imitation Jesus Entering From The Rear“ und natürlich die High-Speed-Ecke mit Black Flag, Bad Brains und den Kennedys selbst, deren „Nazi Punks – Fuck Off“ hiermit noch einmal ausdrücklich gewürdigt sei.

Seite zwei beschäftigt sich mit Bands experimentellerer Gesinnung und krankt leicht an dem typischen Sampler-Mangel der Uneinheitlichkeit. Hinzu kommt die notorische Ideenarmut amerikanischerNeo-Psychedelic: Man fühlt sich oft allzu sehr von Sechziger-Bands (Electric Prunes etc.) inspiriert, was auch dem Hörer nicht verborgen bleibt: Geza X oder die Wounds sind hier typisch. Gut auf dieser Seite: B People mit rasantem Sax-Thema und auffälligem, fast arrangiert wirkendem Gesang, 1/2 Japanese (deren lärmiges „Fun Again“ sich auf der Punk-Seite besser gemacht hätte), Chris Lunch mit einer Auskoppelung aus SHARK BAIT und Voice Farm mit ihrer Übung in Euro-Synthi-Pop.

Ob Jello Biafras Ziel, eine möglichst repräsentative Auswahl an Bands und Songs zusammenzustellen, erreicht wurde, muß allerdings fraglich bleiben: das Material ist teilweise bis zu drei Jahre alt. 2 _ 5