LFO – Sheath
So lange wie Kraftwerk hat Mark Bell nicht gebraucht für das neue LFO-Album. Aber sieben Jahre sind eine lange Zeit. Diese Jahre hat der Eremit aus Leeds anscheinend nicht nur mit Pop-Größen wie Björk und Depeche Mode verbracht, deren Alben er produzierte. Er hat auch unanständige Seiten des Lebens kennen gelernt, die man im zerebralen Umfeld der elektronischen Musik gerne verdrängt. Sheath kann z.B. Kondom bedeuten. Songtitel wie „Blown“, „Monkey Lips“ oder „Moistly“ deuten auf Sex hin. Bell hatte also seinen Spaß. Und seine Musik klingt wirklich nicht verklemmt. Besonders aufgeweckt wirkt die Vocoder-Ansage „This is going to make you freak“, umgeben von Sounds aus Electro und frühem Techno. Das ist die richtige Begleitung für eine wilde Orgie – auf der Tanzfläche natürlich! Überhaupt bemüht sich der Produzent aus Leeds (jetzt ohne seinen früheren Partner Gez Varley, der in München lebt) um Direktheit, weniger um abstrakten Minimalismus. Bell lässt die Beats ziemlich robust rotieren und schreckt in einigen Tracks auch nicht vor leichten Krawalltendenzen zurück, die dann gerne einmal in Momente der Ambient-Ruhe oder Kammermusik („Nethertheless“) übergehen. Aus dieser Kombination entwickelt sich indes keine innovative Dynamik, die man bei früheren LFO-Etappen voraussetzen konnte. Dem Vorrang menschlicher Bedürfnisse konnte Mark Bell auf Sheath nicht stringent Ausdruck verleihen. Seine Instrumentalmusik bleibt vage. Manchmal glaubt man gar, die Zeit sei für diesen Mann in den neunziger Jahren stehen geblieben. VÖ: 22.9.
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