Liam Lynch – Fake Songs

„Eine LP kommt im Herbst“, schrieb der Kollege im letzten Heft anlässlich der großartigen Single „United States Of Whatever“ über den komischen Herrn Lynch. Hat sich was mit Herbst – die Ausgabe war gerade fertig gedruckt, da hatte die deutsche Plattenfirma Lynchs Debütalbum Fake Songs auch schon „in die Läden geschossen“ (Branchenslang, offenbar). Man war wohl überein gekommen, dass die Pop-Persiflagen und Witzlieder, mit denen der multitalentierte Do-it-yourself-Schrat in den USA gerade die rockinteressierte Jugend zum Kugeln bringt, hierzulande eine promotion-intensive Groß-Veröffentlichung nicht lohnen würden (vgl. Tenacious D – passenderweise Kumpels von Lynch – oder der gute, alte Weird Al Yankovich) und entschied sich zum Schnellschuss aufs Geratewohl. Sie mögen recht haben, die Marktstrategen: Es wird wohl wenige geben, die sich hier, jenseits der Sprach- und Popkultur-Barriere, allzu intensiv mit Lynchs LoFi-Wohnzimmer-Produktionen befassen werden. Wer es dennoch tut, wird viel Spaß haben an den fünf ausgewiesenen Persiflagen/Hommagen („Fake Björk Song“, „Fake David Bowie Song“, „….. Pixies …“, „…… Depeche Mode …“, „…. Talking Heads …“), in denen Lynch sich als liebevoller Beobachter und treffsicherer Piss-taker beweist. Und an ein paar unschuldigen (und ziemlich catchy, das muss man dem Nerd lassen) Spaßliedern wie dem schon irgendwie hymnentauglichen „Still Wasted From The Party Last Night“, der unerreichten „Whatever“-Single oder dem eigentlich unwiderstehlichen „I’m All Bloody Inside“. Leider kommt auf jeden gelungenen Song hier eine geschwätzige, minderwitzische Metal-, Rap- oder Schwanzrock-Verarsche (besonders aufreibend: die Klischeeschleuder „Rock And Roll Whore“ im Duett mit Tenacious Jack Black; die Falsett-Tortur „Vultures Son“) – Stücke, die mit mehrmaligem Hören nicht weniger enervierend werden, oh nein. Also: Fünf Sterne für die eine Hälfte der Platte, anderthalb Abzug wegen des Füllmaterials. Und dann mal kucken, was der zweifellos talentierte Mr. Lynch als Nächstes an den Start bringt.

>>> www.111productions.com