Lightning Seeds – Tit

Es jengelt und quengelt.es schnarrt und es fiept. Immerzu, immer noch und schon wieder. Und bei einem Song wie „Pussy Foot“ könnte einem glatt in den Sinn kommen, dass Enya gleich mit dem „Orinoco Flow“ um die Ecke plätschert. Ganz zu schweigen von den Stücken, die komplett zum Balladesken neigen: Auch da wird noch eine Ladung synthetischer Streicher drübergekippt. Soundvöllerei mit Keyboard-Soße. Klingt schrecklich, ist es auch – aber eben nur teilweise. Und lan Broudie, der Mann, der für die Lightning Seeds steht, ist nun mal so gestrickt. Hätte er drei Wünsche frei, wären das wohl – und zwar in dieser Reihenfolge mehr, mehr und mehr. Ein solches Gebaren ist bekannt aus dem „Häwelmann“, dem Märchen mit dem nimmersatten, krakeelenden Zwerg-und das endet ja auch so, wie Märchen nun mal des öfteren enden: böse. MitTILT, dem vierten Album in der zehnjährigen Karriere der Lightning Seeds, geht die Sache glimpflich ab: Immer dann, wenn man denkt, dass das „mehr“ gar unerträglich wird, schält sich aus dem instrumentalen Allerlei eine Melodie,eine Harmonie heraus, die einem freundlich entgegen grinst. Und lan Broudie hat, das dürfte seit seiner Debüt-Single „Pure“ rund sein, ein Händchen für Melodien. Allen Andersdenkenden sei eine Zeile aus „Crowd Pleaser“ empfohlen, mit der Broudie seinen Status nach „that football song“ („Three Lions“) klar auf den Punkt bringt:“l’vebeencaring lessand less/since my overnight success“. Ein Zyniker ist lan Broudie dennoch nicht. Den Grund dafür hat der Musiker in den schönsten Song des Albums reingebastelt: In „I Wish I Was In Love“ steckt ein Sample von „Man Of The World“,einem alten Fleetwood Mac-Stück, BroudiesText badet in sentimentalen Selbstzweifeln, und auf einmal ist uns alles sonnenklar. Ja sicher, logisch, was sonst: Darum dreht sich große Popmusik – Liebe, verliebt sein wollen, und die große Lust, an ihr zu leiden.