Linda Thompson – Fashionably Late
Albions Hohepriesterinnen folkigen Liedgutes, von denen bislang fast jedes Album als Ereignis gefeiert werden durfte: Norma Waterson. June Tabor. Und Linda Thompson. Letztere sang Anfang der Siebziger unter ihrem Mädchennamen Peters zeitweise bei Fotheringay und Fairport Convention, später bei der Albion Band und nahm an der Seite von Ehemann Richard Thompson sensationelle Alben auf: I WANT TO SEE THE BRIGHT LIGHTS TONIGHT (1974) etwa oder SHOOT OUT THE LIGHTS (1982]. Nach der Scheidung machte sich Mrs. Thompson rar, doch wann immer sie eigene Alben herausbrachte oder auf denen befreundeter Künstler(innen) sang, hing ihre überschaubare Fangemeinde förmlich an ihren Lippen. FASHIONABLY LATE zeigt, warum das immer noch so ist. Ihre Stimme vereint das Selbstbewusstsein und die Verve von einst, mit der Souveränität und Autorität des Alters, ihre Songs, viele zusammen mit Sohn Teddy geschrieben, schöpfen aus traditionellen Quellen, ohne dabei altbacken zu wirken, die Arrangements sind fein ziseliert, die Sidemen handverlesen: Van Dyke Parks, Richard Thompson, Dave Mattacks, Dave Pegg, Martin Carthy. Herausragend: das von Streichern veredelte „Paint& Powder Beauty“ sowie das atemberaubende „Dear Old Man Of Mine“. Für den Rest gilt: nicht jede Vorlage eine Offenbarung, nicht jede Performance auf hohem Intensitätslevel, aber zumindest allzeit sehr solide.
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