Lisa Bassenge – Won’t be home tonight – Live

Ihr Organ kann mal wie Zuckerwatte sein. Dann wieder schlängelt sie sich wie Billie Holiday bittersüß und etwas traumverhangen durch die Seelenwandelgänge. Dass Lisa Bassenge dabei dann auch noch druckvoll ihre Krallen ausfährt, macht sie stimmlich zum Komplettphänomen. Und so geht es bei der Berlinerin eigentlich nur darum, welche Songs sie sich aussucht, um diese und auch sich selber von einer stets neuen Seite zu präsentieren. Bei den Live-Mitschnitten,die 2008 u.a. im Berliner A-Trane-Club entstanden, hatte sie nun einen Liederstrauß zusammengestellt, der von den Klangfarben. Tondüften und Melodieblüten herauf den ersten Blick gar nicht harmonieren kann. Da kracht AC/CDs „Little Lover“ auf Rio Reisers Pop-Nocturne „Junimond“ und auf Cole Porters Jazz-Hymne „My Heart Belongs To Daddy“. Und nach Coverversionen von „In Between Days“ (The Cure) und „Overload“ (Sugababes) biegt Bassenge in die Zielgerade gleich mit der Lebensweisheit „Ohne Dich“ von Hildegard Knef ein. Für so ein Song-Kaleidoskop muss man die nötige Dramaturgie finden, um es nicht als wahllos zusammengestelltes Potpourri verkommen zu lassen. Bassenge setzt dafür auf die Ruhe, in der bekanntermaßen die Kraft und Intensität liegt Und auch wenn sie mit ihrem Quartett vordergründig auf diese klassische Barjazzkerzen-Stimmung setzt, kommt alles doch ganz anders. Denn Bassenge muss bisweilen nur dezent an den Stellschrauben drehen, um etwa aus „It’s Raining“ von Naomi Neville/Allen Toussaint eine gehaltvoll coole R’n’B-Balladezu machen, bei der selbst Norah Jones vor Neid erblassen würde. Und nachdem der „Little Lover“ von AC/DC unter der brennenden Südstaaten-Sonne gegart wird, besitzt „There Must Be An Angel“ von den Eurythmics die Leichtigkeit und den unaufgeregten Charme eines Jazz-Standards. Wem das alles zu old-fashioned vorkommen sollte, der muss einfach taub sein.

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